Gleich zwei US-Präsidenten in Europa, bei vielbeachteten öffentlichen Auftritten, live übertragen, und noch dazu fast zeitgleich. Was für ein Zufall, der da gestern zwischen Brüssel und Berlin die Regie führte!

In der deutschen Hauptstadt sprach beim Evangelischen Kirchentag der Ex, Barack Obama. Auf der Bühne neben ihm Kanzlerin Angela Merkel. So wie er über die Vision von einer gerechten Gesellschaft referierte, über Frieden und globale Verantwortung aller Staaten, machte er fast schmerzhaft deutlich, was sich im europäisch-amerikanischen Verhältnis am meisten verändert hat: die Sprache.

Differenziert (und elegant), wie Obama redet, wie er politische Zusammenhänge im Detail darstellt, gleicht er den Europäern. Das Gegenteil tut Nachfolger Donald Trump.

Von Saudi-Arabien und dem Vatikan kommend, erzählte Trump den EU-Spitzen, wie er die Welt dort sah. Einem zufällig "offenen" Mikrofon verdanken wir, es gehört zu haben: Der Empfang durch den Saudikönig sei "spektakulär" gewesen, jenseits dessen, was man je gesehen hat". Beim Papst war es "terrific"- toll, klass, aufregend.

Obama warb in Berlin für das Gute und Frieden. Trump hob in Brüssel den "Kampf gegen das Böse" hervor, warb auch für Frieden. Damit werden die EU-Partner leben müssen. Klagen hilft nicht. Und: Trump hat einen Vorteil. Er hält den Europäern den Spiegel vor, sagt, wie schwach sie beim Thema Sicherheit sind. Für alle leicht verständlich. (Thomas Mayer, 25.5.2017)