Washington – Der republikanische Kandidat Greg Gianforte hat einen Tag nach einem umstrittenen Vorfall, bei dem er einen Reporter des britischen "Guardian" tätlich angegriffen hatte, dennoch eine Nachwahl für den US-Kongress im Bundesstaat Montana gewonnen. Gianforte kam laut dem vorläufigen Ergebnis auf rund 50 Prozent der Stimmen, sein demokratischer Konkurrent Rob Quist auf 44 Prozent. Die restlichen Stimmen entfielen auf Kandidaten kleinerer Parteien.
Meinungsforscher verwiesen darauf, dass auch dieses Ergebnis für die Republikaner vergleichsweise schlecht ist. Donald Trump hatte die Wahl im Herbst im Bundesstaat Montana, der nur einen einzigen Kongresssitz hat, mit 21 Prozent Abstand auf Hillary Clinton gewonnen. Das Ergebnis passt damit in einen Trend jüngster Nachwahlen, bei denen republikanische Kandidaten zwischen zehn und 15 Prozent weniger Stimmen erreichen als noch im Herbst. Hält der Trend an, könnte es den Demokraten bei den Kongresswahlen im Herbst 2018 gelingen, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückzugewinnen.
Hau ab hier, zur Hölle
Der Fall hatte vor allem wegen des Angriffsvorwurfs gegen Gianforte landesweite Aufmerksamkeit bekommen. Der Journalist Ben Jacobs von der britischen Zeitung "The Guardian" hatte den Republikaner am Mittwoch beschuldigt, ihn brutal angerempelt, zu Fall gebracht und dabei seine Brille zerstört zu haben. Der Vorfall habe sich ereignet, als er Gianforte eine Frage zur Gesundheitsreform stellen wollte.
Jacobs veröffentlichte einen Tonbandmitschnitt von dem Vorfall. Darauf ist offenbar Gianforte zu hören mit den Worten: "Hau ab hier, zur Hölle!"
Gianforte wies die Vorwürfe dagegen zurück. Er gab an, der Reporter habe ihm aggressiv ein Aufnahmegerät vor das Gesicht gehalten und ihn mit Fragen bedrängt. Im anschließenden Gerangel seien beide zu Boden gegangen. In einer Erklärung seines Büros war die Rede von einem "aggressiven Verhalten eines liberalen Journalisten".
Der Sheriff lud den Kandidaten vor
Allerdings bestätigten mehrere Medienvertreter die Version des britischen Journalisten. Ein Reporter des Fernsehsenders Fox, der den Republikanern nahesteht, berichtete: "Gianforte hat Jacobs mit beiden Händen am Genick gepackt und zu Boden geschleudert." Sheriff Gootkin erklärte, die Vorladung an Gianforte sei nach Anhörung mehrerer Zeugen erfolgt.
Ob der Vorfall noch großen Einfluss auf die Wahl hatte, ist umstritten. Rund zwei Drittel der Stimmen waren vor Bekanntwerden des Angriffs am Donnerstag bereits via Briefwahl abgegeben worden. Zudem war auch Quist unter Beschuss geraten. Er soll seine Steuern unsauber abgerechnet haben. (red, Reuters, APA, 26.5.2017)