Seoul – Südkorea hat erstmals seit dem Amtsantritt des neuen Staatschefs Moon Jae-in einen zivilen Kontakt zum Nachbarland Nordkorea genehmigt. Das Wiedervereinigungsministerium in Seoul teilte am Freitag mit, der Nichtregierungsorganisation Korean Sharing Movement werde gestattet, mit Nordkorea über eine Wiederaufnahme humanitärer Hilfslieferungen und Projekte zu beraten.

Nicht genehmigte Kontakte mit Nordkoreanern und Besuche in dem streng abgeschotteten Nachbarland werden in Südkorea mit Gefängnisstrafen geahndet. Das Wiedervereinigungsministerium genehmigte nun aber den Kontakt, weil sich die Regierung beim zivilen Austausch mit Nordkorea "flexibel" zeigen wolle, erklärte eine Sprecherin. Projekte wie Hilfslieferungen dürften allerdings nicht gegen die bestehenden Sanktionen verstoßen.

Neuer Präsident ändert Stimmung kaum

Süd- und Nordkorea befinden sich formal noch immer im Kriegszustand, weil nach dem Korea-Krieg der Jahre 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Moon befürwortet aber einen Dialog mit Nordkorea und hatte unmittelbar nach seinem Amtsantritt Bereitschaft zu einem Besuch in dem stalinistisch geführten Nachbarland signalisiert. Der linksgerichtete frühere Menschenrechtsanwalt war Anfang Mai zum Nachfolger der wegen eines Korruptionsskandals entmachteten Präsidentin Park Geun-hye gewählt worden.

Zuletzt hatten die Spannungen in der Region deutlich zugenommen, weil Nordkorea immer wieder Raketentests vornimmt. Seit 2006 hat Nordkorea nach eigenen Angaben zudem fünf Atomwaffentests vorgenommen, davon zwei im vergangenen Jahr. Zugleich arbeitet die Führung in Pjöngjang an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die mit Südkorea eng verbündeten USA getragen werden könnten. Mit seinen Tests verstößt Nordkorea gegen Sanktionen des Uno-Sicherheitsrats. (APA, 26.5.2017)