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Jeff Koons "Seated Ballerina" in New York City.

Foto: APA/AFP/GETTY/SPENCER PLATT

Kiew – Plagiatsvorwürfe gegen US-Künstler Jeff Koons in der Ukraine: Der Meister des Kitsch soll eine riesige aufblasbare Ballerina, die seit Mitte Mai vor dem New Yorker Rockefeller Center steht, von einer verstorbenen ukrainischen Künstlerin abgekupfert haben, wie ukrainische Internetnutzer monierten.

Koons selbst gibt an, dass ihm eine kleine russische Porzellanfigur aus dem 19. Jahrhundert als Inspiration für seine "Seated Ballerina" (Sitzende Ballerina) diente. Nach Meinung ukrainischer Internetnutzer ähnelt das Werk aber stark der Porzellanfigur "Die Ballerina Lenotschka" der 1993 verstorbenen ukrainischen Künstlerin Oxana Schnikrup.

Eine Sprecherin des Neo-Pop-Künstlers erklärte am Donnerstag in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP, Koons kenne Schnikrups Werk und habe "eine Lizenz", um es für seine eigenen Werke zu nutzen.

Forderung: Inspiration klar benennen

Seine Kritiker in der Ukraine ließen sich davon allerdings nicht besänftigen. Der Künstler Olexander Roitburd forderte Koons im Online-Netzwerk Facebook auf, seine "Inspirationsquelle" klar zu benennen. "Wenn er es vergessen haben sollte, rate ich der ukrainischen Regierung, ihn zu verklagen", schrieb Roitburd. "Die Amerikaner werden sich wundern, dass es in der Ukraine nicht nur Korruption und Krieg gibt, sondern auch Kunst", fügte er hinzu.

Koons wurde schon mehrfach wegen Plagiaten verurteilt. Erst im März hatte ihn ein französisches Gericht zu Schadenersatz verurteilt: Seine Porzellanskulptur "Naked" (Nackt) mit zwei nackten Kindern ähnelt dem Urteil zufolge zu stark einem Werk des verstorbenen französischen Fotografen Jean-Francois Bauret.

Auf vermisste Kinder aufmerksam machen

Koons' "Sitzende Ballerina", eine silber-metallische Ballett-Tänzerin mit blonden Haaren, blauen Augen und einem roten Mund, lächelt seit dem 12. Mai von oben auf die goldenen Prometheus-Statue hinab, die vor dem Rockefeller Center in Manhattan steht. Sie soll bis zum 2. Juni auf dem Platz stehen und auf den Monat der vermissten Kinder aufmerksam machen, der im Mai begangen wird.

Die metallische Farbe der "Sitzenden Ballerina" ist eine Anspielung auf die berühmten Luftballon-Hunde, mit denen Koons weltberühmt wurde. Bei einer Auktion im Jahr 2013 erzielte ein orangefarbener Balloon Dog den Rekord für den höchsten Preis, der je für das Werk eines lebenden Künstlers gezahlt wurde: 58,4 Millionen Dollar (53,4 Millionen Euro).