Tito-Nostalgie in Serbien: In Malaga soll nun ein Kondolenzbuch des Ex-Staatschefs versteigert werden.

Foto: APA / AFP / Oliver Bunic

Belgrad – Eine am 3. Juni in Malaga anstehende Handschriften-Versteigerung sorgt nun für beträchtliches Aufsehen in Belgrad. Zur Versteigerung sollen auch 12 Seiten aus einem Kondolenzbuch für den verstorbenen jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito.

Eigentlich geht es um Kondolenz-Einträge berühmter ausländischer Politiker, die in den 1980er-Jahren Jahren Belgrad besuchten. Ein Besuch an der Grabstätte und die Eintragung in das Kondolenzbuch gehörten damals zum Protokoll.

Unter nun in Malaga zur Versteigerung anstehenden Niederschriften befinden sich jene der damaligen indischen Ministerpräsidentin Indira Gandhi (1983), des russischen Kommunistenchefs Michail Gorbatschow (1988), des rumänischen Präsidenten Nicolae Ceausescu (1987), des PLO-Chefs Jasser Arafat (1988), aber auch des einstigen US-Vizepräsidenten George Bush (Vater, 1983) sowie des schwedischen Premiers Olof Palme (1983).

Diebstahl nicht bemerkt

Die Versteigerung wird von der spanischen Tochterfirma der in London ansässigen International Autograph Auctions Europe S.L. (IAAE) organisiert.

Nach Angaben des Internet-Mediennetzes Antidot wurden aus dem genannten Kondolenzbuch insgesamt 40 Seiten gestohlen. Die zuständigen Behörden, das serbische Kulturministerium und das Museum der Geschichte Jugoslawiens, in dessen Zuständigkeit auch die Grabstätte Titos und alle dazu gehörenden Gegenstände fallen, haben gemäß Antidot den Diebstahl gar nicht bemerkt.

Kein Kommentar

Nach Angaben vom IAAE-Direktor Francisco Pinero würden die Niederschriften aus der Sammlung eines der bekanntesten europäischen Autografensammler stammen. Sie sei ihm vor Jahren von einer Tito nahestehenden Person verkauft worden, erläuterte Pinero auf eine Anfrage von Antidot.

Wie die Tageszeitung "Politika" am Freitag berichtete, habe das Kulturministerium nach den Enthüllungen von Antidot nun das Museum der Geschichte Jugoslawiens und das Archiv Jugoslawiens aufgefordert, festzustellen, ob sich die nach dem Tode von Tito errichteten Kondolenzbücher in ihrem Gewahrsam befinden würden und ob in ihnen bestimmte Seiten fehlen würden.

Das Innenministerium hat den vermeintlichen Diebstahl vorerst nicht kommentiert. (APA, 26.5.2017)