Moskau/Straßburg – Nach Berichten über eine Verfolgungskampagne gegen Homosexuelle in Tschetschenien hat die russische Regierung dem Europarat die Entsendung einer Untersuchungskommission in die Kaukasus-Republik zugesagt. Moskau habe die Organisation über die Entscheidung der russischen Menschenrechtsbeauftragten Tatjana Moskalkowa informiert.

Das teilte ein Sprecher von Europarat-Generalsekretär Thorbjörn Jagland am Freitag in Straßburg mit. Dieser begrüße die Entscheidung. Moskalkowa will demnach Jagland über die Ergebnisse der Untersuchung unterrichten.

Bericht: Mindestens zwei Tote

Die regierungskritische russische Zeitung "Nowaja Gaseta" hatte im März von einer gezielten Verfolgungskampagne gegen Schwule in der Kaukasus-Republik berichtet. Seit Februar wurden demnach mehr als hundert tatsächlich oder vermeintlich homosexuelle Männer von Milizen des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow verschleppt und inhaftiert.

Mindestens zwei von ihnen sollen an den Folgen der Misshandlungen gestorben sein, ein weiteres Opfer wurde durch Familienangehörige umgebracht. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch bestätigten die Angaben. Die Berichte alarmierten europäische Politiker und Institutionen. Zuletzt hatte das Europaparlament vor rund einer Woche "unabhängige, objektive und sorgfältige Ermittlungen" von Russland gefordert. (APA, 26.5.2017)