Flüchtlinge warten in Berlin auf den Transport zur Registrierung in einem Aufnahmezentrum.

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Das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) testet seit Anfang Mai eine spezielle Software zur Gesichts- und Spracherkennung bei Flüchtlingen. Dies geschieht im Rahmen eines Pilotverfahrens, wie eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums am Freitag in Berlin sagte. Das Programm müsse aber auch im Rahmen einer Kosten- und Nutzen-Abwägung betrachtet werden.

Gedämpfte Erwartungen

Die Sprecherin dämpfte zugleich die Erwartungen an den Einsatz eines solchen Programms. Im Fall des Attentäters vom Berliner Weihnachtsmarkt, Anis Amri, hätte ein solches Programm wenig gebracht, weil dessen Identität bekannt gewesen sei. Auch im Fall des Bundeswehrsoldaten Franco A. wäre ein Nutzen zweifelhaft gewesen, denn er sei in französischer Sprache befragt worden. Auf eine Befragung in arabischer Sprache sei verzichtet worden.

Der Ende April festgenommene Oberleutnant hatte monatelang ein Doppelleben geführt und sich als syrischer Flüchtling ausgegeben. Er steht im Verdacht, mit Komplizen einen rechtsradikal motivierten Anschlag geplant zu haben.

Das Ministerium bezog sich auf einen Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Freitag, demzufolge dem Bamf bereits im vergangenen Jahr die entsprechende Software angeboten wurde. Nach Einschätzung von Experten hätten damit Fälle wie Amri oder Franco A. aufgedeckt werden können. Einen Test des Programms habe es aber aus Sorge um den Datenschutz zunächst nicht gegeben. (APA, 26.05.2017)