Rom – Die italienische Küstenwache hat am Samstag die Leichen von zehn Flüchtlingen im Mittelmeer geborgen. Sie befanden sich an Bord verschiedener Boote, die von Libyen in Richtung Italien unterwegs waren. Seit Freitag wurden zudem 2.200 Personen in Sicherheit gebracht.

Insgesamt zwölf Einsätze wurden von der italienischen Küstenwache koordiniert. Mehrere Schiffe brachten Menschen an Bord von zehn Schlauchbooten und fünf kleineren Schiffen in Sicherheit.

Kritik von Hilfsorganisationen

Die Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen (MsF) und MOAS kritisierten indes am Samstag, dass überladene Schiffe mit geretteten Migranten wegen des G-7-Gipfels auf Sizilien tagelang auf See bleiben mussten. MsF hatte am Donnerstag fast 1.500 Menschen auf einem Schiff geborgen, das nach Angaben der Seenotretter eigentlich nur für 600 Platz hat. Unter ihnen waren 45 Kinder und ein nur eine Woche altes Baby.

Da Boote mit Flüchtlingen während des Gipfels der sieben großen Industriestaaten aus Sicherheitsgründen nicht in Sizilien anlegen durften, musste das Schiff bis nach Neapel fahren. Dort wird es am Sonntag erwartet, wie eine Sprecherin der Hilfsorganisation sagte. Es sei inakzeptabel, dass wegen des Treffens der Politiker das Leben so vieler Menschen gefährdet werde, heißt es in einer Mitteilung.

Auch ein Schiff der Hilfsorganisation MOAS musste mit rund 560 Menschen an Bord einen Umweg fahren. Das Schiff sei so voll wie selten gewesen, twitterte MOAS. Es sei in Crotone in Kalabrien gelandet – mit 34 Leichen an Bord, die bei einem Unglück vorige Woche aus dem Meer geborgen worden waren.

Italien hatte Sizilien für den G-7-Gipfel ausgewählt, um auf das Flüchtlingselend aufmerksam zu machen. Jedoch gab es bei dem Treffen nur minimalen Konsens in der Frage. 2017 kamen laut UNHCR bisher rund 54.400 Menschen über das Mittelmeer nach Italien, im Vorjahr waren es bis Ende Mai 47.900. Die Zahl der Ankünfte in Griechenland sank hingegen im selben Vergleichszeitraum von 156.800 auf 6.700. Mehr als 1.500 Menschen sind 2017 im Mittelmeer ums Leben gekommen. (APA, dpa, 27.5.2017)