Cannes – Der regierungskritische iranische Regisseur Mohammed Rasulof ist beim Filmfest von Cannes im Nebenwettbewerb "Un certain regard" (Ein gewisser Blick) mit dem Hauptpreis ausgezeichnet worden. Der 45-jährige Regisseur erhielt den Preis am Samstag für seinen Film "Lerd" (Ein integrer Mann), der die Korruption in seinem Heimatland anprangert.

In dem Film geht es um Resa, einen einfachen Mann, der sich gegen ein korruptes privates Unternehmen auflehnt, das die Bewohner eines Dorfes dazu bringt, ihren Besitz zu verkaufen. Rasulof hatte den Film persönlich in Cannes vorgestellt.

2011 hatte er den Regiepreis bei "Un certain regard" nicht persönlich entgegennehmen können, weil er im Iran inhaftiert war. Wegen eines Dokumentarfilms über die Massenproteste über die umstrittene Wiederwahl des damaligen iranischen Staatschefs Mahmoud Ahmadinejad war er 2010 wegen regierungskritischer "Propaganda" zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Ein 20-jähriges Berufsverbot gegen Rasulof wurde in einem Berufungsverfahren auf ein Jahr verkürzt.

Bei der Preisverleihung am Samstag zeichnete die Jury unter der Leitung von US-Schauspielerin Uma Thurman drei weitere Filme aus: Der mexikanische Regisseur bekam den Preis der Jury für das Familiendrama "La hijas de abril", der US-Filmemacher Taylor Sheridan bekam für seinen Thriller "Wind River" den Regiepreis und der Film "Barbara" des Franzosen Mathieu Amalric den Preis für die Poesie des Kinos. Außerdem wurde die Schauspielerin Jasmine Trinca für ihre Rolle als couragierte geschiedene Mutter in dem Film "Fortunata" des Italieners Sergio Castellitto ausgezeichnet.

Die Gewinner des Hauptwettbewerbs in Cannes werden am Sonntag ausgezeichnet. Michael Haneke hat mit der französisch-österreichisch-deutschen Koproduktion "Happy End" die Chance auf seine dritte Goldene Palme. Die Jury des Hauptwettbewerbs wird in diesem Jahr von dem spanischen Regisseur Pedro Almodovar geleitet. (APA, 27.9.2017)