Linz – Man hat ja nur eine Stimme bei einer Wahl, mit der kann man eine Partei wählen und allenfalls die Listenreihung dieser Partei beeinflussen. Aber die anderen Folgen der Wahl kann man sich allenfalls wünschen – diese oder jene Koalition, diese oder jene Zusammensetzung des Nationalrats.

Ob zum Beispiel das Team Stronach noch einmal dabei sein soll. In der aktuellen Market-Hochrechnung kommt es auf unter ein Prozent der Stimmen. Aber auch unter denen, die Stronach nicht (mehr) wählen würden, gibt es eine Sieben-Prozent-Minderheit, die das Team im Parlament nicht missen wollen. Allerdings: 70 Prozent sind dagegen, 22 Prozent ist es egal.

49 Prozent gegen Rot-Blau

Am anderen Ende der Liste (am oberen Ende der Grafik) stehen die umstritteneren Themen, nämlich die ungeliebten Koalitionen. Dass sich Rot-Blau nicht ausgeht, wünschen 49 Prozent, 45 Prozent sagen dasselbe von Schwarz-Blau. Wobei die Anhänger der jeweiligen Regierungsform bei Schwarz-Blau mit 34 Prozent etwas mehr sind als bei Rot-Blau (29 Prozent).

Und: Wähler der Grünen, der SPÖ und der ÖVP äußern sich jeweils mit absoluten Mehrheiten gegen Rot-Blau.

44 Prozent gegen jede FPÖ-Regierungsbeteiligung

44 Prozent sagen eindeutig, dass sie die FPÖ nicht in der Regierung sehen wollen; unter SPÖ- und Grün-Wählern hat diese Ablehnung Mehrheiten jenseits der zwei Drittel.

Sehr deutlich ist der Wunsch, dass es nicht wieder zu einer großen Koalition kommt: 43 Prozent äußern ihn, Männer deutlich stärker als Frauen.

Unter erklärten Anhängern der Freiheitlichen hat die Ablehnung einer weiteren großen Koalition sogar eine absolute Mehrheit.

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Ganz recht wird man es nur wenigen machen können: 43 Prozent lehnen eine weitere SPÖ-ÖVP-Koalition ab, 44 Prozent sind gegen eine Regierungsbeteiligung der FPÖ
Foto: Reuters/Foeger

Sympathie für Allparteienregierung

Umgekehrt wäre es 35 Prozent unrecht, wenn die große Koalition zu Ende ginge: Es sind vor allem ältere Wahlberechtigte sowie erklärte SPÖ-Wähler, die das gewohnte Modell beibehalten wollen.

Nicht viel weniger Wahlberechtigte, nämlich 32 Prozent, haben auch Sympathien für eine Konzentrationsregierung aus allen Parteien im Parlament. Eine solche Regierungsform gibt es auf Bundesebene seit 70 Jahren nicht mehr (am 20. 11. 1947 schied Karl Altmann von der KPÖ aus der Regierung Figl I aus), in den meisten Landesverfassungen war sie aber lange Zeit weiter vorgeschrieben.

Die Stärke der ÖVP

In derselben Umfrage ließ der STANDARD auch erheben, wie die bisherige Regierungsarbeit eingeschätzt wird: "Die Regierung aus SPÖ und ÖVP arbeitet seit 2013 und hat noch wenige Monate vor sich; was ist so Ihr Eindruck – wer hat sich in den vergangenen Jahren in der Regierung mehr durchgesetzt?" Darauf nannten 23 Prozent die ÖVP, 18 Prozent die SPÖ und 33 Prozent sagten, beide hätten etwa gleich viel erreicht.

Market-Studienleiter David Pfarrhofer bringt das in Zusammenhang mit der Beobachtung, dass die ÖVP mit ihrem neuen Chef nun generell als stärker eingeschätzt wird. Diese Stärke könne aber nicht überdecken, dass auf die Frage "Welche der beiden Parteien hat sich in den vergangenen Jahren mehr um ein gutes Klima in der Regierung bemüht?" eindeutig die SPÖ (33 Prozent) die bessere Beurteilung bekommt als die ÖVP (13 Prozent).

Wenig Hoffnung auf konkrete Projekte

Weitere Fragen ergeben, dass nur 24 Prozent der Befragten meinen, dass die Regierung bis zur Wahl noch "konkrete, für Österreich wichtige Projekte" umsetzen kann. 67 Prozent glauben das nicht. Am ehesten hoffnungsfroh sind in diesem Punkt die Anhänger der SPÖ, die deklarierten FPÖ-Wähler zeigen den größten Pessimismus.

Ebenfalls erhoben wurde, ob es eine gute Entscheidung war, Wolfgang Brandstetter zum Vizekanzler zu machen. Wieder begrüßen das Männer (49 Prozent) stärker als Frauen (32 Prozent) – 17 Prozent der Befragten halten die Entscheidung für falsch, dem Rest ist es egal. (Conrad Seidl, 29.5.2017)