Wie gesund sind Fruchtjoghurts? Das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN warnt vor hohem Zuckergehalt in Milchprodukten.

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Wien – Sie liefern wertvolles Kalzium, Eiweiß und B-Vitamine und sind wesentlicher Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung: Milch und Milchprodukte haben einen guten Ruf. Trotz der wertvollen Inhaltsstoffe gibt es bei Milchprodukten einen großen Kritikpunkt: den hohen Zuckergehalt. 70 Prozent der im Handel erhältlichen Milchprodukte zum Trinken oder Löffeln enthalten zu viel Zucker.

Das geht aus einer aktuellen Studie des vorsorgemedizinischen Instituts SIPCAN hervor, der 1.229 Milchprodukte im heimischen Handel untersucht hat. "In vielen Milchprodukten versteckt sich so viel Zucker, dass mit jedem Esslöffel ein Stück Würfelzucker aufgenommen wird", sagt Studienleiter Friedrich Hoppichler. Milchprodukte schneiden somit deutlich schlechter ab als zum Beispiel Getränke, bei denen aktuell bereits 56,4 % den SIPCAN-Kriterien entsprechen.

Warnung der Diabetes Gesellschaft

Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) forderte daher von der Industrie, den Zuckergehalt in Milchprodukten weiter zu senken. "In Milchprodukten versteckt sich mehr Zucker als in so mancher klassischen Limonade. Um der Übergewichtsepidemie sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes entgegen zu treten, ist es wichtig, die Zuckeraufnahme zu reduzieren und vor allem die Aufnahme an verstecktem Zucker für Konsumenten sichtbar zu machen", sagt Hermann Toplak. Er ist Präsident der ÖDG.

Anlässlich des Weltmilchtags am 1. Juni soll die SIPCAN-Milchliste Orientierung beim großen Angebot der Milchprodukte in Österreich bieten, hieß es am Montag in einer Aussendung. Die Experten des Instituts haben dafür einen "alltagstauglichen Orientierungswert" für den Zuckergehalt in Milchprodukten festgelegt und diesen mit dem Gesundheitsministerium und weiteren Institutionen wie der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit und der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung abgestimmt.

Senkung des Zuckergehalts gefordert

Dieser Richtwert liegt bei maximal zwölf Gramm Zucker pro 100 Gramm bzw. 100 Milliliter Milchprodukt. Er setzt sich aus dem natürlichen Zuckergehalt der Milch von durchschnittlich 4,6 Gramm pro 100 Milliliter und der nach einer WHO-Empfehlung abgeleiteten Höchstmenge für zugesetzten Zucker von 7,4 g pro 100 g/ml zusammen.

Der Anteil an Produkten, die den SIPCAN-Kriterien entsprechen, sei seit 2012 von 16 Prozent auf 29,2 Prozent gestiegen. Das sei zwar eine positive Entwicklung, bedeute aber gleichzeitig, dass 70,8 Prozent der Milchprodukte nach wie vor über den Orientierungskriterien liegen. Besonders im Fokus stehen hierbei Milchprodukte zum Löffeln, bei denen acht von zehn Produkten (82,7 Prozent) mehr als 12 Gramm Zucker pro 100 Gramm enthalten.

Eine Senkung des Zuckergehalts sei laut Friedrich Hoppichler "kein Ding der Unmöglichkeit". "Die Industrie kann mit geringen Schritten bei sehr vielen Produkten die vorgegebenen Orientierungskriterien erreichen und somit ein deutliches Signal im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes setzen." Die Milchliste ist als Online-Suchfunktion, als Download und als APP verfügbar. (APA, red, 30.5.2017)