70 Prozent der Kinder im Tagesstättenalter nutzen das Smartphone ihrer Eltern täglich 30 Minuten oder länger.

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Übermäßige Verwendung von Smartphones und digitalen Medien an sich kann potenziell schwerwiegende Auswirkungen auf junge Menchen haben. Zu diesem Befund kommt die "Blikk"-Studie, die im Auftrag der deutschen Bundesregierung von der Rheinischen Fachhochschule durchgeführt wurde.

Befragt wurden dafür rund 5.600 Eltern und ihre Kinder, zudem wurden auch ärztliche Befunde aus Früherkennungsuntersuchungen hinsichtlich psychosozialer Faktoren ausgewertet.

70 Prozent der Kleinkinder nutzen Smartphones täglich

Moderne Handys werden demnach auch schon von den Kleinsten regelmäßig verwendet. 70 Prozent der Kinder im Kindergartenalter bis sechs Jahren nutzen das Gerät ihrer Eltern pro Tag mindestens eine halbe Stunde lang. Die mögliche Folge davon seien hyperaktives Verhalten, mangelnde Konzentration bis hin zur Störungen der Sprachentwicklung, fasst Golem zusammen.

Auch 8 bis 13-Jährige würden mit Unruhe und Konzentrationsschwierigkeiten kämpfen, wenn sie täglich länger als eine Stunde digitale Medien ansehen würden. Auch sehen die Forscher Zusammenhänge mit verstärktem Konsum von Süßspeisen und –getränken und einem erhöhten Body-Mass-Index (BMI).

600.000 Jugendliche internetsüchtig

Unter Jugendlichen ortet die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CDU) ein zunehmendes Suchtproblem. Von den 12- bis 17-Jährigen hätten viele ein Problem, ihre tägliche Internetnutzung selber einzuschränken. Laut Expertenangaben gibt es in Deutschland mittlerweile 600.000 Internetabhängige sowie 2,5 Millionen gefährdete Jugendliche.

Kinderarzt: Eigenes Smartphone erst ab 12

Präsentiert wurde eine Übersicht der Erkenntnisse, die vollständige Studie soll erst in einigen Monaten vorgelegt werden. Verschiedene Experten haben bereits Stellung zu den Ergebnissen genommen.

So plädiert Uwe Büsching vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte dafür, Kinder vor ihrem 12. Geburtstag kein Smartphone auszuhändigen. Außerdem sollte die Art und Dauer der Verwendung eines Handys zwischen Eltern und Kindern klar geregelt werden. Auch Eltern sollten bei Entwicklungsauffälligkeiten ihrer Sprösslinge den Umfang ihres eigenen Konsums digitaler Medien hinterfragen.

Rainer Riedel, Autor der Studie, regt zudem am, dass Eltern etwa Klassenchats ihrer Kinder mitlesen, um das Risiko von Cybermobbing zu minimieren. Außerdem sollte es zu Hause handyfreie Zonen geben und die Kinder vermehrt zu analogen Aktivitäten animiert werden.

Kritik

Medienpsychologin Astrid Carolus misst der Studie wiederum weniger Aussagekraft bei, zitiert die Zeit. Die Untersuchung zeige zwar statistisch auffällige Zusammenhänge. Sie sei aber kein Beleg einer klaren Beziehung zwischen Ursache und Wirkung. Anstelle eines Handyverbots sei es angebracht, Kindern einen gesunden Umgang mit den Geräten beizubringen. (gpi, 30.05.2017)