Bild nicht mehr verfügbar.

Muss gehen: Thomas Tuchel.

Foto: Reuters/Staff

Dortmund – Borussia Dortmund hat sich kurz nach Saisonende von Thomas Tuchel getrennt. Der Trainer gab seinen Abschied am Dienstag auf Twitter bekannt: "Ich bin dankbar für zwei schöne, ereignisreiche und aufregende Jahre. Schade, dass es nicht weitergeht."

Am Samstag hatte die Borussia gegen Eintracht Frankfurt den deutschen Cuptitel geholt. In der Bundesliga landeten die Dortmunder hinter Bayern München und RB Leipzig an der dritten Stelle.

Um 12.30 Uhr hatte Tuchel, dessen Vertrag noch bis 2018 gelaufen wäre, die Initiative ergriffen. Nach einer kurzen Saisonanalyse im Hotel L'Arrivée, vor dem am 11. April drei Sprengsätze neben dem BVB-Bus explodiert waren, teilte er die Trennung der "Bild"-Zeitung mit. Auf Twitter tauchte er als @TTuchelofficial auf und schrieb um 12.47 Uhr: "Ich bin dankbar für zwei schöne, ereignisreiche und aufregende Jahre. Schade, dass es nicht weitergeht."

Das Verhältnis zwischen Tuchel, der den BVB am 1. Juli 2015 übernommen hatte, und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke galt seit längerem als zerrüttet.

Der Verein meldete sich auf Facebook zu Wort: "Borussia Dortmund als Arbeitgeber wird sich zu den Hintergründen der Trennung, die das Ergebnis eines längeren Prozesses sind und von allen Klubgremien getragen werden, nicht im Detail äußern und bittet im Sinne aller Beteiligten um Verständnis für den Wunsch, dass nicht auf der Basis von Gerüchten bzw. ohne jeden Hintergrund geurteilt wird."

Watzke: Vertrauensverlust

In einer Presseerklärung stellte der Verein nach den üblichen Dankesfloskeln fest, dass der Hintergrund der Trennung nicht eine "Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Personen" gewesen sei. Im Klartext: Tuchel hat den Verein gespalten – Watzke musste handeln. Die Trennung lässt sich der BVB geschätzte 2,5 Millionen Euro Abfindung kosten. Als Nachfolger soll Lucien Favre von OGC Nizza bereitstehen.

In einem offenen Brief an Mitglieder und Fans erklärte Watzke die Trennung mit mangelndem Vertrauen. Er und Spordirektor Michael Zorc hätten sich in der Zusammenarbeit mit dem Trainerteam aufgerieben. Es gehe, schrieb Watzke, "immer auch um grundlegende Werte wie Vertrauen, Respekt, Team- und Kommunikationsfähigkeit, um Authentizität und Identifikation. Es geht um Verlässlichkeit und Loyalität". In der Konstellation mit Tuchel habe die Führung "keine Grundlage mehr für eine auf Vertrauen ausgelegte und perspektivisch erfolgreiche Zusammenarbeit gesehen".

Tuchel isoliert

Der 43-jährige Tuchel dürfte sich – wie schon 2014 beim FSV Mainz 05 – innerhalb des Vereins derart isoliert haben, dass die Trennung als einziger Ausweg blieb. Tuchel, ein versessener Detailfresser mit unverrückbaren Vorstellungen, ist in Dortmund fast überall angeeckt. Präsident Reinhard Rauball und Zorc hatten sich demonstrativ an Watzkes Seite. gestellt. Tuchel dürfte dennoch keine Probleme haben, einen neuen Verein zu finden. In der Bundesliga soll Bayer Leverkusen lebhaft Interesse zeigen.

Sportliche Gründe für das Aus liegen jedenfalls nicht vor. Tuchel verlässt den BVB als Pokalsieger, er führte die Mannschaft in die Champions League, sein Punkteschnitt (2,12 inklusive DFB-Pokal und Europapokal) ist der beste der Vereinsgeschichte. Er hat in zwei Jahren kein Liga-Heimspiel verloren. (APA, sid, 30.5.2017)