Ein unbeobachteter Moment im Schwimmbad kann reichen – und Kinder befinden sich in großer Gefahr.

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Graz – Ertrinken ist die zweithäufigste tödliche Unfallursache bei Kindern. Zum Start in die Badesaison warnt das Österreichische Komitee für Unfallverhütung im Kindesalter "Große schützen Kleine" eindringlich vor den Gefahren des kühlen Nass für die Kleinsten gewarnt. "Ununterbrochene Aufsicht am und im Wasser" ist demnach unerlässlich.

"Ertrinken passiert lautlos und innerhalb weniger Minuten. Kinder bis zehn Jahre sollte man deshalb am und im Wasser nie aus den Augen lassen. Das klingt strikt, aber hier gibt es absolut keinen Spielraum für Kompromisse", sagt Holger Till. Er ist Präsident des Komitees und Vorstand der Grazer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie. Selbst wenn die Kleinen schon schwimmen können oder Schwimmhilfen nutzen, sei das kein Garant für Sicherheit. Till: "Kinder, die gerade erst schwimmen gelernt haben, sind im Wasser nicht sicher. Vor allem, wenn sie es in einem Schwimmbad gelernt haben, und nun in einem See oder im Meer schwimmen."

Falsche Gefahreneinschätzung

Wie die Datenauswertung zeigten, sei bei rund 90 Prozent der Badeunfälle eine Aufsichtsperson weniger als zehn Meter entfernt. Kurze Unaufmerksamkeit von derer Seite und falsche Einschätzung der Gefahr könnten jedoch schon zum schlimmsten führen: Jährlich ertrinken zwei bis drei Kinder in Österreich, ebenso viele weitere würden an bleibenden Behinderungen nach Badeunfällen leiden. Das mache Ertrinken zur zweithäufigsten Todesursache im Kindesalter nach Verkehrsunfällen.

Am meisten gefährdet seien Kinder im Alter unter fünf Jahren: Sie seien rund doppelt so häufig von tödlichen Badeunfällen betroffen als ältere Kinder. Private Pools und Biotope seien laut den Statistiken besondere Gefahrenstellen. Doch auch Planschbecken oder eine Regentonne können für die Kleinsten gefährlich werden, da Kinder bis zu drei Jahren ihren Kopf nicht aus dem Wasser heben können, selbst wenn die Wassertiefe nur wenige Zentimeter beträgt. Dieser "Totstellreflex" sei einer der Gründe, warum Kleinkinder besonders anfällig sind zu ertrinken. (APA, 30.5.2017)