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IS-Flaggen in Marawi.

Foto: REUTERS/Erik De Castro

Die Gesichter von Flüchtlingen werden mit Fahndungsfotos verglichen.

Foto: APA/AFP/TED ALJIBE

Nach Raketenangriffen aus Kampfhubschraubern steigt in Marawi Rauch auf.

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Marawi – Die philippinische Regierung hat die islamistischen Aufständischen in der umkämpften Stadt Marawi zur Kapitulation aufgefordert. Noch bestehe für die Islamisten "die Möglichkeit, die Waffen niederzulegen", sagte ein Armeesprecher im Radiosender DZBB.

Am Dienstag griff die Armee weiter Stellungen der Islamisten in Marawi mit Panzern, Kampfhubschraubern und Artillerie an, aus den getroffenen Gebäuden stieg schwarzer Rauch auf. In der 200.000-Einwohner-Stadt auf der südlichen Insel Mindanao liefern sich Islamisten, die sich zur Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" bekennen, seit einer Woche Feuergefechte mit Soldaten und Polizisten. Bei den Kämpfen kamen bisher über 89 Aufständische, 21 Angehörige der Sicherheitskräfte und 19 Zivilisten ums Leben.

Kämpfer mischen sich unter Flüchtlinge

Der Großteil der Zivilbevölkerung ist vor den Kämpfen aus der mehrheitlich muslimischen Stadt geflohen. Der Großteil suchte in der nahe gelegenen Stadt Iligan Zuflucht. An der Straße, die von Malawi kommt, und an der Zufahrt zum internationalen Flughafen hat die Armee Checkpoints errichtet und kontrolliert Ausweise.

Denn unter die Flüchtlinge haben sich auch Kämpfer gemischt. Ein Verdächtiger wurde festgenommen, weil an einer Straßensperre Sprengstoffspuren an seinen Fingern gefunden wurden.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) geht davon aus, dass noch rund 3.000 Einwohner in Marawi in der Falle sitzen – die meisten davon im Zentrum der Stadt. "Es ist wirklich eine schreckliche Situation", sagt der Leiter des lokalen Rotkreuz-Teams, Martin Thalmann. Es sei sehr schwierig, in die umkämpften Gebiete vorzudringen.

Über 40 Ausländer

Unter den über 400 Jihadisten, die sich seit einer Woche erbitterte Kämpfe mit der Armee liefern, befinden sich laut Angaben aus Sicherheitskreisen mehr als 40 Ausländer, die erst kürzlich eingereist sind. Dabei soll es sich um Indonesier, Malaysier, einen Pakistaner, einen Saudi, einen Tschetschenen, einen Jemeniten, einen Inder, einen Marokkaner und einen türkischen Staatsbürger handeln.

Der indonesische Sicherheitsexperte Rohan Gunaratna sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er befürchte, dass sich IS-Mitglieder angesichts der drohenden Niederlage im Irak und in Syrien nach Südostasien zurückziehen könnten.

Präsident Rodrigo Duterte hatte Mitte vergangener Woche das Kriegsrecht auf der Insel Mindanao ausgerufen. Dieses hat die Regierung für Maßnahmen zur Zensur und für ein Verbot privater Waffen genützt. Weil Duterte im Wahlkampf angekündigt hatte, bei fehlendem Regierungserfolg das Parlament aufzulösen und das Kriegsrecht auszurufen, gibt es Sorgen vor einem Missbrauch.

Zudem hat der Präsident mit einem "Witz" über Vergewaltigung für Bestürzung gesorgt. Er sagte vor Soldaten, er übernehme Verantwortung für etwaige Taten. "Wenn Sie drei Frauen vergewaltigen, gehe ich für Sie in Haft." Duterte hatte schon 2016 über eine ermordete und zuvor missbrauchte Entwicklungshelferin in seiner Zeit als Bürgermeister von Davao "gescherzt", die Gruppenvergewaltigung habe ihn erzürnt – "weil der Bürgermeister eigentlich zuerst dran wäre". (bed, mesc, APA, AFP, dpa)