Hiroshima – Die Japanerin Yoshie Oka, eine wichtige Zeitzeugin des US-Atombombenangriffs auf Hiroshima, ist tot. Sie starb bereits am 19. Mai in einem Krankenhaus in Hiroshima an Lymphdrüsenkrebs, wie japanische Medien nun erst berichteten. Oka wurde 86 Jahre alt. Sie hatte nach dem Angriff als erste Alarm geschlagen und jahrelang als Zeitzeugin über ihre Erfahrungen berichtet.

Oka war 14 Jahre alt, als die US-Armee in Hiroshima am 6. August 1945 die erste Atombombe abwarf. Das Mädchen arbeitete als Telefonistin in einem unterirdischen Kommandozentrum der japanischen Armee und gab nach dem Atombombenabwurf als erste eine Meldung an eine andere Armee-Einheit weiter. "Hiroshima ist fast vollständig zerstört", berichtete sie ihren Kollegen in der Stadt Fukuyama. "Wir wurden von einer neuartigen Bombe getroffen", fügte sie hinzu.

Hintergrund

140.000 Menschen wurden direkt nach der Explosion oder in den folgenden Monaten getötet. Drei Tage später warf die US-Armee noch eine zweite Atombombe über Nagasaki ab. Bis heute leiden tausende Menschen unter den Spätfolgen der nuklearen Verseuchung.

Im Mai 2016 hatte US-Präsident Barack Obama als erster amtierender US-Präsident Hiroshima besucht, eine Entschuldigung von ihm gab es aber nicht. Oka hatte vor seinem Besuch gesagt, Obama solle sich in der Stadt davon überzeugen, "wie unschuldige Zivilisten gelitten haben".

Ein anderer Augenzeuge des Atombombenangriffs und langjähriger Mitstreiter Okas, Fumio Kajiya, würdigte die Verstorbene als "ehrliche Person, die das Kind beim Namen genannt hat". "Wir haben eine weitere großartige Augenzeugin verloren", sagte er. (APA, red, 30. 5. 2017)