Es mangelt an Frauen in Führungspositionen: "Das ist doch ein gewisses Alarmzeichen", sagt Bischof Bünker.

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Wien – In Österreich sind rund ein Drittel der evangelischen Pfarrer weiblich. Entschieden männlicher sieht jedoch die Situation im höheren Kirchenmanagement aus. Wohl auch, weil der Weg dorthin für Frauen beschwerlich sein kann. Bei der letzten Wahl etwa in Niederösterreich kandierten ein Mann und eine Frau. Bei keinem der Wahlgänge konnte die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht werden, beide Anwärter gaben entnervt auf. Ein halbes Jahr später standen dann nur mehr Männer zur Wahl – und ein Ergebnis war rasch am Tisch.

Instrumente finden

Vielleicht ein Zufall, sicher aber kein Einzelfall. In den letzten Jahren habe es drei Wahlen für ein Superintendentenamt gegeben, die so abgelaufen sind, sagt Bischof Michael Bünker. Die Folge: Gab es früher einmal zwei Superintendentinnen unter den sieben in Österreich, gibt es jetzt keine Einzige. "Das ist doch ein gewisses Alarmzeichen", sagt Bünker im STANDARD-Gespräch.

Jetzt sollen die Rahmenbedingungen verbessert und Instrumente gefunden werden, "um Frauen zu bestärken, auch für die Leitungsfunktionen zu kandidieren". "Das kann zum Beispiel ein Reißverschlusssystem oder die Einführung einer Quote sein", sagt Bünker. Ähnliches gebe es bereits in der evangelischen Kirche in Deutschland. Dort werden manche Gremien im Reißverschlussverfahren besetzt. Bünker kann sich auch vorstellen, dass "eine Wahl nur dann stattfinden kann, wenn unter den Bewerbern zumindest eine Frau ist". Klar ist für ihn aber auch: "Die freie Wahl ist das oberste Prinzip."

Im Spannungsfeld

Dementsprechend ist der Diskussionsbedarf innerhalb der Kirche groß. "Natürlich gibt es Spannungen und Debatten. Das gehört bei uns dazu", sagt Bünker. Aber was man sicher sagen könne: "Es gibt doch weithin eine gemeinsame Sicht darauf, dass wir hier ein Problem haben."

Einen Änderungsbedarf sieht auch Oberkirchenrätin Ingrid Bachler. Für die Personalchefin der evangelischen Kirche in Österreich wäre aber die Einführung einer Quote "deutlich zu wenig". Bachler: "Wir müssen die Frauen entsprechend motivieren, Leitungsfunktionen anzustreben." Mit Seminaren wolle man nun verstärkt Frauen ansprechen – "und ihnen Mut machen".

Einen konkreten Zeitpunkt für die Umsetzung gibt es laut Bischof Bünker nicht. Aber es stehe bald "eine Periode des personellen Wechsels an". Konkret wird im Herbst kommenden Jahres ein neuer Superintendent für die Steiermark gesucht, ein Jahr später steht die gleiche Stelle in Wien zur Disposition – gleichzeitig wird auch das Bischofsamt vakant. Bei Bünker wird die Altersgrenze von 65 Jahren schlagend. Ist es dann Zeit für eine Bischöfin? Bünker: "Freilich, es wäre gut, wenn Frauen nominiert werden!" (Peter Mayr, Markus Rohrhofer, 1.6.2017)