Muss pausieren: David Alaba.

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Stegersbach – Auf Peitsche folgt Zuckerbrot, auf Traufe Regen, auf Dunkel Licht, auf Nacht Tag. Marcel Koller, der vor gut einer Woche die Kaderbekanntgabe dazu genützt hatte, den Spielern öffentlich die Leviten zu lesen, sie der Jammerei bezichtigt und aufgefordert hatte, auf die WM-Qualifikation am 11. Juni in Dublin gegen Irland gefälligst "geil" zu sein, ist im beschaulichen Stegersbach wieder ein hochzufriedener, fast sanfter Teamchef. "Die ersten Eindrücke sind sehr positiv, alle sind motiviert und voll dabei."

Wobei das "voll dabei" auf David Alaba nicht zutrifft, das hat aber keine mentalen, sondern rein physische Ursachen. Sein linkes Knie ist bedient, der 24-Jährige kann am Mannschaftstraining nicht teilhaben, spult mit Physiotherapeut Michael Vettorazzi ein individuelles Programm ab. Eine Zyste ist aufgesprungen, es hat sich Flüssigkeit im Gelenk gebildet. Die Verletzung hat ihren Ursprung im 22. April, Alaba wurde im Spiel der Bayern gegen Mainz nach 17 Minuten ausgetauscht. Danach lief er noch fünfmal für den deutschen Meister ein, er wurde fit gespritzt, was der Gesundung nicht gerade förderlich war. Beim Strecken verspürt er laut Koller "ein Klemmen. Wir hoffen, dass wir das in den Griff bekommen, es ist ja noch ein bisschen Zeit."

Ein Ausfall wäre extrem bitter, zumal man ja bereits Marko Arnautovic, Stefan Ilsanker (beide gesperrt) sowie die verletzten Alessandro Schöpf, Marcel Sabitzer, Andreas Lukse und Robert Almer vorgeben muss. Zlatko Junuzovic ist trotzdem davon überzeugt, "dass wir genug Qualität haben". Am Mittwochnachmittag hat sich der Kader in Stegersbach versammelt, zumindest Teile davon. Nur 17 Herren sind von Anfang an aktiv an dabei, minus Alaba. Da die drei Torleute ins Kombinationsspiel nur bedingt eingebunden werden können, bleiben 13 übrig. Die fünf Cupfinalisten (Konrad Laimer, Stefan Lainer, Stefan Stangl, Valentino Lazaro, Louis Schaub) sowie Marc Janko trudeln erst am Samstag beziehungsweise Sonntag ein.

Auffrischung

Geübt wird nur auf einem verkleinerten Feld, die 13 sollen nämlich Kräfte sammeln und nicht vergeuden. Trotzdem finden taktische Schulungen statt. Aufgrund der Ausfälle sind Leute wie Florian Kainz oder Debütant Kevin Danso von Augsburg dabei, sie sorgen für Auffrischung, Koller möchte sie "langsam aufbauen, an die Spitze heranführen". Banal gesagt, sagt der Teamchef, "geht es gegen die Iren um drei Punkte." Da der Fußball aber recht kompliziert ist, "müssen wir die Zweikämpfe annehmen, dagegenhalten, den Ball flach halten und mit spielerischen Mitteln zum Erfolg kommen". Im Happel-Stadion wurde am 12. November 2016 das Ziel allerdings deutlich verfehlt, Irland gewann mit 1:0.

Junuzovic, der in Bremen ein sehr gutes Frühjahr hingelegt hat, verspricht eine "starke Leistung. Bei Bremen haben wir gezeigt, was alles möglich ist. Wir müssen so auftreten, dass wir uns danach nichts vorwerfen können." Der Weg zur WM 2018 nach Russland war und ist von Steinen gepflastert, der Motor hatte Aussetzer, die schon vor der EM begonnen hatten und in Frankreich zu einem Totalschaden führten.

In der Gruppe D haben nach fünf von zehn Runden Serbien und Irland je elf Punkte, es folgen Wales und Österreich mit je sieben. Nur der Erste ist fix qualifiziert, der Zweite darf ins Playoff. Auf 48 Teams erweitert, wird leider erst im Jahr 2026. Junuzovic: "Jeder weiß, was abgeht. Uns ist klar, in Dublin geht es um alles." Ein Sieg sei nur "gemeinsam" zu erreichen. "Jeder trägt Verantwortung." Am Dienstag wird nach Wien übersiedelt, dort findet dann die intensive Arbeit mit dem kompletten Aufgebot statt. Und Koller sagte noch einmal: "Meine Eindrücke sind sehr positiv." (Christian Hackl, 1.6.2017)