Graz – Wenn der Steirische Herbst am 22. September startet, wird das Film- und Performance-Projekt Die Kinder der Toten nach dem Roman Elfriede Jelineks eine der zentralen Produktionen sein, mit der das Festival sein 50-jähriges Bestehen feiert. Es geht darin um Erinnerungskultur in Österreich, um den Umgang mit dem nationalsozialistischen Erbe. Und im Aufsichtsrat des Festivals wird ab Herbst Ernst Brandl, ein FPÖ-Mann sitzen, der über viele Jahre für die umstrittene FPÖ-Zeitung Der Uhrturm und das FPÖ-nahe Blatt Zur Zeit werkte.

Wie der STANDARD berichtete, sorgt die personelle Entscheidung für Unmut: ÖVP-Kulturstadtrat Günter Riegler kündigte kurzerhand an, den Gesellschaftsvertrag des Festivals dahingehend zu ändern, dass das künstlerische Programm künftig auch auf dem Papier keine Zustimmung mehr vom sechsköpfigen Aufsichtsrat brauchen werde. Nun hat sich eine weitere gewichtige Kulturinstitution, die in den 1960er-Jahren der alten Nazigeneration der Väter den Kulturkampf ansagte, in der Causa zu Wort gemeldet: das Forum Stadtpark. Der dreiköpfige Vorstand des weißen Hauses im Stadtpark betont in einem offenen Brief, dass es zwar "demokratiepolitisch in Ordnung und zu akzeptieren" sei, dass die FPÖ nach dem Proporzsystem einen Vertreter entsendet.

"Unsere große Irritation liegt vielmehr in der Frage nach den Auswahlkriterien für die Nachbesetzung in diesem Gremium", heißt es aber. Die Medien, für die Brandl schrieb, seien Organe, wo "großer Wert auf ein identitäres Erbe in der Kultur gelegt" werde, während der Steirische Herbst "gerade durch seinen weltoffenen Zugang seine internationale Bedeutung und Anerkennung erhalten" habe.

Brandl schrieb übrigens auch für die rechte Publikation Der Eckart. Dort weist er etwa in dem Text Der Nikolo ist kein Türke ohne inhaltlichen Zusammenhang auf die "jüdische Abstammung" von Caritas-Präsident Michael Landau hin und operiert mit Begriffen wie "Umvolkung". Brandl wurde am Donnerstag gegen die Stimmen von KPÖ, Grünen und SPÖ von ÖVP und FPÖ in einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung als Aufsichtsrat abgesegnet. (Colette M. Schmidt, 1.6.2017)