Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: EPA /Jacques Collet

Alois Mock: äußerstes Pflichtbewusstsein. Bis hin zur Aufopferung. Seine Reisen würden vom Büro "Torture Tours" organisiert, hieß es unter den Begleitern. In sechs Tagen nach Costa Rica, Kolumbien, Panama, Nicaragua, El Salvador. Dann nach Washington zu einem Termin mit Reagan. Rasch noch ein Abstecher nach Kanada. Temperaturen zwischen plus 35 und minus 20 Grad.

In den Nächten der Brüsseler EU-Beitrittsverhandlungen im Jahr 1994, die Parkinson-Erkrankung war längst manifest, brach er zusammen, auch weil er (fälschlicherweise) glaubte, es ginge schief. Der ORF wagte es nicht, von seiner mitternächtlichen Pressekonferenz ein Bewegtbild zu bringen. Aber als der Beitritt wenig später Realität wurde, sah man im Saal des Kommissionsgebäudes einen strahlenden Sisyphus, der den Stein doch noch auf den Gipfel gerollt hatte.

Alois Mock war ein katholischer Konservativer aus einem kleinen niederösterreichischen Ort. Dass jemand wie Waldheim, der in der deutschen Wehrmacht nur seine "Pflicht getan" haben wollte, kein guter Bundespräsident war, konnte er nicht verstehen.

Aber er war kein Nationalist, sondern ein echter Europäer, Osteuropa immer mitgedacht. Da hörte er mit der Überzeugungsarbeit bei den eigenen und bei den anderen nie auf. Er suchte auch noch das Gespräch, als er kaum mehr zu verstehen war. Er hatte ja noch Überzeugungsarbeit zu leisten. (Hans Rauscher, 1.6.2017)