Berlin – In Deutschland dürfen Kinder und Jugendliche künftig keine Ehen mehr schließen. Eine Heirat ist erst erlaubt, wenn beide Partner 18 Jahre alt sind. Das hat der Bundestag in der Nacht auf Freitag mit den Stimmen von Union und SPD beschlossen. Die Begründung von Justizminister Heiko Maas (SPD): "Kinder gehören einfach nicht an den Traualtar, sondern in die Schule."

Die Thematik von Kinderehen war in Deutschland lange Zeit von der Politik nicht beachtet worden. Doch als immer mehr Flüchtlinge ins Land kamen, zeigte sich, dass darunter auch viele verheiratete Minderjährige waren. Für das Jahr 2016 verzeichnet die Statistik 1475 im Ausland geschlossene Ehen mit minderjährigen Partnern, darunter 361 mit Kindern unter 14 Jahren. Experten gehen von einer noch wesentlich höheren Dunkelziffer aus.

Auch bisher musste man in Deutschland 18 Jahre alt sein, um dort zu heiraten. Allerdings: War ein Partner erst 16 oder 17 Jahre alt, dann durfte er dennoch zum Standesamt gehen, wenn der andere Partner schon älter als 18 Jahre alt (also volljährig) war und ein Gericht der Heirat zustimmte.

Ehen, die im Ausland geschlossen wurden, wurden in Deutschland nicht anerkannt, wenn ein Partner unter 14 alt war. Doch es gab einen Ermessensspielraum, wenn jemand – meist das Mädchen – zwischen 14 und 16 Jahre alt war. So sorgte ein Urteil des Oberlandesgerichts Bamberg für Aufsehen. Das Jugendamt wollte eine Syrerin, die mit 14 ihren Cousin geheiratet hatte und nach Deutschland gekommen war, in seine Obhut nehmen. Das Gericht gab dem 21-jährigen Ehemann, der sich dagegen wehrte, recht.

Ausnahmen sind möglich

Künftig sind Ehen von Personen, die noch nicht 16 Jahre alt sind, nichtig. War ein Partner zum Zeitpunkt der Heirat zwischen 16 und 18 Jahren alt, sollen sie gerichtlich annulliert werden.

Es wird aber Ausnahmen geben: Wenn der Betreffende mittlerweile volljährig ist und erklärt, er wolle verheiratet bleiben. Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes begrüßt die Neuregelung und erklärt: "Mädchen, die minderjährig verheiratet werden, sind in vielen Fällen vom Ehemann abhängig und können nicht selbst über ihr Leben bestimmen." (bau, 2.6.2017)