Die Räumung von "Hellenikon" hat begonnen.

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Athen – Die griechische Polizei hat am Freitag mit der Räumung eines wilden Flüchtlingslagers im alten Flughafen von Athen begonnen. Rund 500 Flüchtlinge wurden in ein neues Migrationszentrum nahe der mittelgriechischen Stadt Theben (Thiva) rund 90 Kilometer nördlich von Athen umgesiedelt. Das Lager "Hellinikon" ("Elliniko") war wegen desaströser Zustände berüchtigt.

Hilfsorganisationen sprachen von menschenunwürdigen Bedingungen. Anwesend war am Freitag auch der Minister für Migration, Giannis Mousalas. "Die Räumung läuft ohne Probleme", sagte der Sprecher des Ministeriums, Kyriakos Mantouvalos. Es habe keinen Widerstand gegeben. Anderen Quellen zufolge wollten aber zehn Prozent der Flüchtlinge das Lager am ehemaligen Flughafen nicht verlassen. Allerdings waren Reporter während Räumungsprozesses nicht zugelassen. Dies sorgte in der Medienbranche auch für Missfallen.

"Nach 635 Tagen schließt dieses informelle Lager hier", sagte der Bürgermeister der Region Giannis Konstantatos. Alleinstehende Erwachsene sollten nach Polizeiangaben zur Überprüfung ihrer Identität zunächst ins Polizeihauptquartier gebracht werden.

Weiträumige Absperrung

Das Lager "Hellinikon" war wegen der schlimmen Lebensbedingungen von Aktivisten auch als "Schande" bezeichnet worden. Allerdings sorgte auch die Umsiedlung für Kritik. Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" bemängelte, dass sich die Betreuung der Flüchtlinge dadurch nicht verbessere. Auch andere Auffanglager seien für eine menschenwürdige Behandlung der Flüchtlinge nicht geeignet. Amnesty International rief die griechischen Behörden auf, bessere Unterkünfte zur Verfügung zu stellen.

Die Polizei hatte das Lager weiträumig abgesperrt. Vermittler der Polizei, Übersetzer sowie Mitarbeiter der Internationalen Organisation für Migration (IOM) organisierten die Abfahrt der Menschen. "Wir haben 278 Menschen in neue Flüchtlingslager gebracht. Bis zum Abend wollen wir die restlichen 210 Flüchtlinge und Migranten auch in andere organisierte Lager bringen", sagte der Sprecher des Migrationsministeriums weiter. Der Hintergrund der Übersiedlung ist freilich ein vorwiegend wirtschaftlicher: In Hellinikon sollen demnächst ein neues Wohngebiet, ein Kasino sowie Hotels und andere touristische Anlagen errichtet werden.

In dem Lager waren in den vergangenen Monaten in drei Aufnahmezentren insgesamt 3.500 Menschen – vorwiegend aus Afghanistan, Syrien und Pakistan – untergebracht gewesen. Bei dem Flüchtlingslager handelt es sich um den ehemaligen Flughafen Athens, der bis 2001 in Betrieb war. Auf dem Gelände befinden sich auch verlassene Sportstätten der Olympischen Spiele von 2004. Die überwiegend aus Afghanistan stammenden Flüchtlinge kamen Ende 2015 in den bröckelnden ehemaligen Flughafen-Lounges und Sporteinrichtungen unter. Das Lager war in drei Zentren aufgeteilt gewesen, neben dem früheren Flughafengebäude wurden auch die angrenzenden Hockey- und Baseballstadien verwendet.

Es sollte ursprünglich aber lediglich eine vorübergehende Maßnahme sein. Rund ein Drittel davon waren Kinder, viele davon galten als unterernährt. In Griechenland sitzen laut den Behörden nach wie vor rund 62.000 Flüchtlinge fest. Grund ist das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei sowie die Schließung der Grenzen im Norden Griechenlands im März 2016. (APA, 2.6.2017)