Noch ist dem Interimschef der Diözese Innsbruck das Lachen nicht vergangen.

Foto: DIÖZESE INNSBRUCK/WEINGARTNER

Innsbruck/Salzburg – 17 Monate warten die Tiroler Schäfchen nun schon auf einen neuen Oberhirten – und immer noch ist nicht absehbar, wann die ungewöhnlich lange Sedisvakanz vorbei ist. Als jetzt überraschend weißer Rauch über der Erzdiözese Salzburg aufstieg und der 65-jährige Hansjörg Hofer von Papst Franziskus zum neuen Weihbischof ernannt wurde, sahen manche schon einen Tiroler Aufstand im Haus Gottes.

Kein Konkurrenzdenken

Zumindest offiziell reagiert man aber im Innsbrucker Bischofshof erstaunlich gelassen auf die Personalrochaden in der Mozartstadt. "Die Ernennung von Hansjörg Hofer zum Weihbischof von Salzburg ist nicht als Konkurrenz oder als Bevorzugung zu sehen. Wir freuen uns mit Salzburg", ist Jakob Bürgler – ehemaliger Generalvikar, aktueller Diözesanadministrator und aussichtsreicher Kandidat für das Bischofsamt – im STANDARD-Gespräch bemüht, die Wogen zu glätten.

Nicht immer hielt Bürgler in den letzten Monaten mit seiner Kritik hinter dem Berg. Zuletzt hatte sich der studierte Theologe hinsichtlich der zäh verlaufenden heiligen Transfergeschäfte auch öffentlich den Frust von der Seele geredet. Er nehme den "Unmut der Gläubigen" über die schon über ein Jahr andauernde Sedisvakanz wahr und befürchte einen damit verbundenen Schaden. Bürgler: "Nicht weil die Arbeit nicht getan wird, sondern weil sich die Kirche damit selber schwächt."

Sommerliche Vorfreude

Darauf angesprochen, schlägt Bürgler heute einen deutlich verbindlicheren Ton an: "Die Ernennung eines Diözesanbischofs von Innsbruck erwarten wir weiterhin mit Zuversicht und mit der Bereitschaft, dem neuen Bischof einen guten Boden zu bereiten. Wichtig ist, dass die richtige Entscheidung getroffen wird."

Doch ein bisschen Nachdruck in Richtung Rom geht dann im STANDARD-Gespräch doch noch: "Dass wir eine Ernennung nach einer langen Zeit der Vakanz ersehnen, ist richtig. Über eine Entscheidung noch vor dem Sommer freuen wir uns."

Wie aus hohen Kirchenkreisen zu erfahren ist, soll der Grund für die Länge des Bestellverfahrens vor allem in der Nuntiatur liegen. Dort soll die Liste mit den potenziellen Kandidaten zunächst nicht weiter nach Rom, sondern postwendend zurück nach Innsbruck gegangen sein. In der päpstlichen Botschaft war man über einen Vorschlag bestehend nur aus Tirolern "not amused". Kardinal Christoph Schönborn soll dann umgehend in die Vermittlerrolle geschlüpft sein – und so der heiligen Post den Weg in den Apostolischen Palast geebnet haben.

Die Tiroler Katholiken können übrigens demnächst schon selbst Nachschau halten, ob der Bischofssitz noch verwaist ist. Ein Programmpunkt der "Langen Nacht der Kirchen" am 9. Juni lautet nämlich "Nachschauen, ob der Bischof (schon) da ist ...".

Lösung für den Problemfall

Während also in Innsbruck der Personalnotstand herrscht, ist man in der Erzdiözese Salzburg mit drei Bischöfen aktuell überbesetzt. Der Grund für die römische Entscheidung liegt wohl in einem innerkirchlichen Problemfall: Weihbischof Andreas Laun. Der höchst umstrittene Geistliche wird Mitte Oktober 75 – und muss damit seinen Rücktritt einreichen. Kirchenrechtlich wäre eine Verlängerung möglich, im Fall von Laun ist dies aber weit über die Salzburger Kirchengrenzen hinaus höchst unerwünscht. Mit der jüngsten römischen Personalentscheidung kann die Verabschiedung von Laun in die Pension jetzt rasch über die Bühne gehen – mit Hansjörg Hofer ist der Nachfolger bereits geweiht und im Amt. (Markus Rohrhofer, 2.6.2017)