Julian Baumgartlinger ist für Michael Gregoritsch ein Kühlschrank.

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Wien – Das Nationalteam stellt sich im richtungsweisenden WM-Qualifikationsspiel am Sonntag, 11. Juni in Irland auf eine körperliche Belastungsprobe ein. Die ÖFB-Kicker wollen sich von der Präsenz der Iren nicht einschüchtern lassen und den Kampf annehmen.

"Dass da ein paar Menschenfresser dabei sind, ein paar Kühlschränke hinten drinnen, das ist klar. Aber die haben wir auch", meinte HSV-Stürmer Michael Gregoritsch am Freitag im Teamcamp in Stegersbach – und nannte dabei etwa Kapitän Julian Baumgartlinger und Innenverteidiger Sebastian Prödl.

Gregoritsch beschwört McBaumgartlinger

"Natürlich sagt man immer, die Iren, das sind die Vollmaschinen, nur weil sie ein Mc vorne haben", erklärte Gregoritsch. "Wenn ich sage, der McBaumgartlinger marschiert durch, dann schaut das auch anders aus." Der Steirer glaubt an die Chance, in Dublin zu reüssieren – auch wenn es im November in Wien eine 0:1-Niederlage gesetzt hatte.

Baumgartlinger ist sich der Aufgabe bewusst. "Ich freue mich extrem auf das Spiel", sagte der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen. Schon das Duell im Herbst sei imposant gewesen. "Weil die Iren einen Männerfußball spielen. Die schenken dir nichts, sind aber ehrliche Fußballer. Die geben auch Gas, ohne zu lamentieren. Das wird eine Herausforderung für uns."

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Die lange Vorbereitungszeit tue dem ÖFB-Team gut. Aufgrund der zahlreichen Ausfälle müssen nicht nur neue Spieler integriert werden. Es gilt vor allem, an der taktischen Alternative Dreierkette zu feilen. "Um mehrere Systeme variabel spielen können, braucht man Zeit", meinte Baumgartlinger. Die ersten drei Einheiten in Stegersbach seien bereits sehr gut und intensiv gewesen. "Ich hoffe, dass es nächste Woche so weitergeht."

Kollers Kritik berechtigt

Durch den öffentlichen Weckruf von Teamchef Marcel Koller, der seine Spieler bei der Kaderbekanntgabe vergangene Woche sehr deutlich zu voller Konzentration ermahnt hatte, habe sich am Umgang im Team nichts geändert, betonte Baumgartlinger. "Ich glaube schon, dass es sein gutes Recht ist, auch einmal kritische Worte in der Öffentlichkeit zu sprechen."

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Der Kapitän ist um eine positive Grundstimmung bemüht. "Es ist nicht so, dass wir nicht selbstkritisch sind", sagte der 29-Jährige. Man dürfe sich aber auch nicht nur von den hohen Erwartungen leiten lassen. "Sonst wird es schwierig, erfolgreich Fußball zu spielen." Grundsätzlich sei ein Punkt in Irland ein Erfolg – auch wenn er in der aktuellen Situation schon zu wenig sein könnte. Baumgartlinger: "Wir müssen die Chancen jetzt auch langsam ergreifen."

Der Großteil des Kaders ist zumindest mit kleinen Erfolgserlebnissen im Burgenland eingerückt. Gregoritsch etwa fixierte mit Hamburg in der letzten Runde den Klassenerhalt. "Von den Emotionen her war das das Höchste und Größte, was ich bisher erlebt habe in meiner Karriere", sagte der 23-Jährige über den abschließenden 2:1-Heimsieg gegen Wolfsburg. Auch wenn die Ansprüche des Clubs natürlich andere seien.

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Gregoritsch will mehr spielen

Das gilt auch für die eigenen Ansprüche. "Ich hätte es mir sicher verdient, öfter zu spielen", meinte Gregoritsch. "Meine Quote war nicht so schlecht ganz vorne drinnen – auch wenn ich sie noch erhöhen kann." In 30 Ligaeinsätzen für den HSV, 14 davon von Beginn an, kam er auf fünf Tore.

Im ÖFB-Team wurde Gregoritsch bisher zweimal eingewechselt – im September in Georgien (2:1) und zuletzt im Test gegen Finnland (1:1). Auch in Irland könnte der 1,93-Meter-Mann als "Joker" gebraucht werden. "Ich glaube, dass wir als Mannschaft, als Kollektiv funktionieren müssen", sagte Gregoritsch. Dann sind auch die drei Punkte möglich. (APA, 2.6.2017)