Legende Niki Lauda.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wenn es darum geht, die ÖVP-induzierte Hetze gegen Armin Wolf nicht abreißen zu lassen, ist Wolfgang Fellner immer dabei, aber in diesem Fall kann man nicht einmal ernsthaft behaupten, da agiere ein Journalist gegen den anderen. Neulich hatte Fellner in einem hauseigenen Talk zu diesem Zweck eine Legende zu Gast – die mit dem roten Kapperl. In der Mittwoch-Ausgabe von "Österreich" schlug sich das in deren ausgewogener Aussage nieder: "Kern bringt nichts weiter – Kurz ist super".

Dazu konnte der Kapperlträger aus eigener Erfahrung von einem erschütternden Erlebnis mit Wolf berichten. Er zeigt Verständnis für Reinhold Mitterlehners Kritik an Armin Wolf. Der ORF-Mann mache, "was er will". Und was er will, ist einfach ungeheuerlich. Auch er habe schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht: "30 Sekunden bevor das Interview losgeht, sagt er mir: Nehmen Sie die Kappe ab!"

Diese Schändung einer Legende zeigt, dass Erwin Pröll bei Armin Wolf noch gut davongekommen ist, obwohl es eigentlich nicht zu viel verlangt ist, dass man in einem Verhörraum das Kapperl abnimmt, selbst wenn man dafür 30 Sekunden veranschlagt. Mit dieser Enthüllung von Wolfs teuflischen Foltermethoden war es aber nicht getan. Antilegende Fellner wärmte die Enthüllung in der Donnerstag-Ausgabe erst richtig auf. Hatte es am Vortag geheißen, F1-Legende rechnet auch mit ORF-Wolf ab, so hieß es nun Lauda: Attacke gegen ORF-Wolf.

Und so verlief die Attacke: Formel-1-Legende findet den Interviewstil des ORF-Stars "inakzeptabel". Er sei ein "hochintelligenter Mann", aber mitunter sei sein "Interviewstil inakzeptabel", stimmt nun auch Formel-1-Legende Niki Lauda in die Kritik an ZiB-2-Moderator Armin Wolf ein. Waren die Angriffe auf Wolf bisher relativ harmlos, ja eine ungewollte Bestätigung seiner journalistischer Professionalität, könnte ihm der Vorwurf der Intelligenz, nein, der Hochintelligenz, wirklich schaden. "Hochintelligent", ließ Fellner nicht locker, in der Hoffnung, dieser Vorwurf werde Wolf über die Volkspartei hinaus auch im ORF verdächtig machen.

Das ist auch schon gelungen. Nach ORF-Online-Direktor Thomas Prantner und Ex-VP-Chef Reinhold Mitterlehner, der einen Beitrag von Wolf als einen der Gründe für seinen Rücktritt genannt hatte (Lauda: "Mitterlehners Reaktion war absolut richtig"), legte jetzt Lauda im Interview mit "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner nach. Das Nachgelegte war nichts anderes als das aufgewärmte Interview vom Vortag, weshalb bei Fellners journalistischer Korrektheit derselbe Text, nur minimal erweitert, exakt wiederholt wurde. ORF-Mann Wolf mache ausschließlich, "was er will".

Lauda berichtete auch über eigene schlechte Erfahrungen bei einem Interview für die ZiB2: "30 Sekunden bevor das Interview losgeht, sagt er mir: Nehmen Sie die Kappe ab! Ich mag kein Glücksspiel." Lauda habe die Kappe natürlich aufbehalten, denn wo von einem Glücksspielkonzern gesponsert wird, muss die Hochintelligenz auf der Strecke bleiben.

Anders als alle anderen unproduktiven Kritiker Wolfs hat Lauda jedenfalls einen radikalen Vorschlag für alle "Wolf-Opfer": "Wenn der Wolf mich anruft, sage ich Nein, mit dem Deppen redet man nicht – wir kommen nur, wenn jemand anderer dort sitzt."

Zum Beispiel, wenn ein Wolfgang Fellner dort sitzt, der von einer Legende niemals verlangen würde, das Kapperl abzunehmen, und das mit gutem Grund: Im Internet ist das Lauda-Interview jedenfalls ein tausendfach angeklickter Hit und somit eine journalistische Höchstleistung, an der sich Folterer Wolf ein Beispiel nehmen könnte.

Geht in Fellners oe24.TV alles mit rechten Dingen zu, sah sich die "Kronen Zeitung" am Mittwoch veranlasst, von dunklen Vorgängen im ORF zu raunen. Schon jetzt sorgen seltsame Geschichten über die Rolle des ORF in diesem Wahlkampf für böses Blut in den Reihen von ÖVP und FPÖ. Die Rede ist von zunehmend größer werdenden Zweifeln an der Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Senders in der vielleicht härtesten Wahlauseinandersetzung seit Jahrzehnten.

Nicht nur das. In Kreisen der ÖVP und auch in Teilen der Opposition wächst der Ärger über diverse Vorgänge im ORF, die Sorge um die demokratischen Strukturen nimmt zu. Eine Konkretisierung, die über ein dem Vernehmen nach und ein bedrohliches die Namen sind der Redaktion bekannt hinausgeht, bleibt aus. Da wird doch nicht wer das Inseratengeschäft beleben wollen. (Günter Traxler, 3.6.2017)

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