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Menschen gerieten in Turin in Panik.

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1.500 sollen dabei verletzt worden sein.

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Drei davon sehr schwer.

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Turin – Aus Angst vor einem Terroranschlag ist es in Turin beim Public Viewing während des Champions-League-Finales zu einer Massenpanik mit mehr als 1.500 Verletzten gekommen. Drei Menschen wurden schwerst verletzt, teilte die Präfektur am Sonntag in der norditalienischen Stadt mit. Die Masse sei von einer "Angstpsychose" vor einem Terrorangriff ergriffen gewesen.

Nach Medienangaben wurde ein siebenjähriges Kind lebensgefährlich verletzt. Juventus Turin hatte das Spiel in Cardiff mit 1:4 gegen Real Madrid verloren. Am Samstag war es auf dem zentralen Platz San Carlo, auf dem rund 30.000 Menschen gewesen sein sollen, zu einer Panik gekommen. Was genau die Flucht auslöste, muss noch ermittelt werden.

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Zumindest ein Knaller soll Auslöser für das Chaos gewesen sein.
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Nach ersten Angaben des Polizeipräsidenten könnte ein Knallkörper explodiert sein. Es gebe keine Anhaltspunkte, dass man von etwas anderem als Panik als Grund für das Unglück ausgehen könne. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. "Eine Paniksituation auf einem öffentlichen Platz in den Griff zu bekommen, ist besonders komplex in einem internationalem Klima der Sorge", sagte der Turiner Präfekt Renato Saccone.

Medien berichteten von umgefallenen Absperrgittern und Menschen, die "Bombe" gerufen hätten. Fans berichteten von vollkommener Planlosigkeit und versperrten Fluchtwegen. Die meisten Menschen hätten Schnittwunden erlitten, erklärte ein Arzt vor Ort der Turiner Zeitung "La Stampa". Der gesamte Platz war mit Glasscherben und Schuhen übersät. Auf Fotos sah man Menschen, die sich auf ein Kioskdach geflüchtet hatten.

Der Trainer der italienischen Nationalmannschaft, Giampiero Ventura, sprach von einem "dramatischen Ereignis": "Es reicht ein Nichts und ein Feuerwerkskörper wird zur Bombe, eine Bombe wird zum Attentat und es wird zur Katastrophe", zitierte ihn die Nachrichtenagentur ADN Kronos. Der Präsident von Juventus Turin, Andrea Agnelli, drückte den Verletzten seine Solidarität aus. Die Mannschaft um Kapitän Gianluigi Buffon kam am Sonntag in Turin an und wurde von Hunderten Fans trotz der Niederlage jubelnd empfangen.

Frage nach Kontrollen

"Ich bin erschüttert von dem, was gestern auf dem Platz San Carlo passiert ist und stehe den betroffenen Menschen nahe", schrieb Turins Bürgermeisterin Chiara Appendino auf Twitter. Es wurden Vorwürfe an die Organisatoren des Massenevents laut – zum Beispiel, wie es sein konnte, dass Knallkörper und Glasflaschen auf dem Platz zugelassen waren oder warum es keine besseren Kontrollen gab.

"Sehr viele Verletzte haben sich an Glas geschnitten, und das hätte leicht vermieden werden können", sagte der Gesundheitsbeauftragte der Region Piemont, Antonio Saitta. Die Kommune erklärte, es werde untersucht, ob und warum Schwarzhändler Flaschen verkauften und wer dafür verantwortlich sei. Die Kritik richtete sich auch gegen Bürgermeisterin Chiara Appendino, weil das Sicherheitskonzept mangelhaft gewesen sei.

Das Innenministerium in Rom kündigte nach dem Vorfall an, für mehr Sicherheit bei Großevents wie Kundgebungen, Sommerkonzerten und Veranstaltungen sorgen zu wollen. 1.700 größere Veranstaltungen sind in diesem Sommer in Italien geplant, berichteten italienische Medien am Montag.

Kontakte wurden aber auch zu Veranstaltern von Konzerten in Stadien aufgenommen, um die Sicherheitsvorkehrungen effizienter zu planen. Genau wie bei wichtigen Fußballmatches sollen Polizeichefs bei Konzerten die Anti-Terrormaßnahmen verschärfen. Die Zahl privater Aufseher solle bei Großkonzerten von den Veranstaltern aufgestockt werden. Barrieren, um Fahrzeugen den Zugang zu Stadien oder Fußgängerzonen zu versperren, sollen installiert werden. Zu den größten Ereignissen zählt das Konzert der Gruppe Coldplay am 3. und 4. Juli in Mailand. (APA, 3.6.2017)