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Das Bild vom Rempler Donald Trumps gegen Montenegros Premier Duško Marković ging um die Welt.

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Washington/Podgorica – Am Montag ist Montenegro offiziell Mitglied der Nato geworden. Damit sind nun alle Staaten an der Adriaküste Teil der Organisation, die Lücke zwischen Kroatien und Albanien ist geschlossen. Premier Duško Marković reiste nach Washington, um die Beitrittsurkunde zu hinterlegen. Die USA sind für die Aufbewahrung zuständig. An der Zeremonie wollte nicht nur Nato-Chef Jens Stoltenberg teilnehmen, auch US-Vizepräsident Mike Pence hatte sich überraschenderweise gemeldet, um Marković in Washington zu treffen.

Dies wird von Diplomaten als eine Geste der Wertschätzung gewertet, um auf das unhöfliche Verhalten von US-Präsident Donald Trump zu reagieren. Trump hatte sich am 26. Mai bei einem Treffen im Nato-Hauptquartier in Brüssel in einer Gruppe von Politikern nach vorn gedrängelt und dabei Marković zur Seite geschubst.

Marković selbst nahm Trumps Rempler gelassen hin. Für Montenegro hingegen war das Video, das den Vorfall zeigte und um die Welt ging, eine wirkungsvolle Gratiswerbung. Der Bekanntheitsgrad des Staates mit 620.000 Einwohnern schnellte in die Höhe.

Solidarität mit Montenegro

Hunderte Amerikaner meldeten sich bei der montenegrinischen Botschaft in Washington, um sich für Trump zu entschuldigen und ihre Solidarität mit Marković zu bekunden. Auch in Berlin gingen in der Botschaft Mails mit ähnlichem Inhalt ein.

Montenegro hatte viel länger als ursprünglich erwartet auf die Ratifizierung seines Beitrittsvertrags in den USA und die Unterschrift von Trump gewartet, weil auch in den USA gegen die Nato-Mitgliedschaft lobbyiert worden war. Russland war ohnehin gegen eine solche, weil es dadurch an Einfluss auf dem Balkan verliert.

Der Staat mit nur 2000 Armeemitgliedern, der vor allem als Tourismusdestination bekannt ist, hat bereits 26 der 35 Kapitel des Gemeinschaftsrechts in den Verhandlungen mit der EU geöffnet. Doch der Nato-Beitritt sorgte für viel Irritation. Die montenegrinische Regierung behauptet, dass russische Agenten bei der Wahl am 16. Oktober einen Putschversuch unternommen hätten. Nach zwei Russen wird gefahndet.

Moskau versuchte insbesondere seit der Ukraine-Krise 2014 in Mazedonien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, aber auch in Kroatien mehr wirtschaftlichen und politischen Einfluss zu gewinnen und setzt dazu Propaganda ein. Die schlechte Stimmung zwischen Moskau und Podgorica gipfelte am Sonntag darin, dass Russland den montenegrinischen Parlamentarier Miodrag Vuković zur Persona non grata erklärte und des Landes verwies. (Adelheid Wölfl, 5.6.2017)