Wer behauptet, die "besten Ripperln" der Stadt zu servieren, braucht viel Selbstbewusstsein. Dass sie darüber auch wirklich verfügen, bewiesen die Betreiber des Restaurants Strandcafé auch beim Umbau der überdimensionierten Gaststätte an der Alten Donau. Zwanzigjährige Rosskastanien wurden als Schattenspender gepflanzt, der Innenbereich mit knapp 300 Sitzplätzen wurde mit riesigen Lampen sowie Wandverkleidungen als Holz ausgestattet und das Floß (mit noch einmal über 250 Sitzplätzen) direkt am Wasser komplett erneuert. Letzteres war bei unserem Besuch leider noch nicht fertig, soll aber demnächst in Betrieb gehen.

Masse versus Klasse

Blendet man die hippe Einrichtung, die hypermoderne Küche und die einzigartige Lage am Wasser aus, muss man leider feststellen, dass Charme und Masse sich meist schwertun, eine harmonische Beziehung einzugehen. Während das Laune-Barometer des Personals bereits im kritischen Bereich zu liegen scheint, warten Gäste geduldig in der Schlange, um endlich die "besten Ripperln" der Stadt essen zu dürfen.

Ripperl mit Braterdäpfeln (17,90 Euro)
Foto: Alex Stranig

Und wie schmecken sie? Von den leider kalten Braterdäpfeln, die unter den monströsen Ribs begraben sind, abgesehen, schmecken sie erwartungsgemäß gut. Das Fleisch ist zart und erfreulich saftig. Die Marinade ist aber allen am Tisch Anwesenden zu intensiv und salzig, das Fleisch löst sich nur schwer vom Knochen. Ripperl bekommt man in Wien zweifelsohne in gleicher oder sogar besserer Qualität. Dass das Fleisch ausschließlich von regionalen Betrieben aus der Steiermark kommt, muss man der Küche aber zu Gute halten.

Steckerlfisch mit Knoblauchbutter (14,90 Euro)
Foto: Alex Stranig

Ein weiterer Klassiker des alten und neuen Strandcafés war und ist der Steckerlfisch. Die kapitale Makrele wird gegrillt und mit einem Stück Schwarzbrot serviert. Außen knusprig, innen weich und würzig – so muss Sommer schmecken. Ein Beweis dafür, dass es oft die einfachen Dinge sind, die glücklich machen, und dass Makrele als Speisefisch zu Unrecht einen nicht ganz so guten Ruf genießt.

Faschierte Laibchen mit Erdäpfelpüree (10,50 Euro)
Foto: Alex Stranig

Die faschierten Laibchen mit Erdäpfelpüree als Wirtshausklassiker sind eh auch ganz in Ordnung, werden aber wohl kein Grund sein, das lange Warten in der Schlange in Kauf zu nehmen. Wer das übrigens nicht möchte, kann sein Essen auch vom Boot aus ordern, sobald die Holzbretter montiert und die Tische am Floß aufgestellt sind. (Alex Stranig, 6.6.2017)

Foto: Alex Stranig

Gasthaus Strandcafé
Florian-Berndl-Gasse 20
1220 Wien
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