Brest – In der Affäre um Frankreichs umstrittenen Wohnungsminister Richard Ferrand haben Ermittler laut Medienberichten den Sitz der Krankenversicherungsvereine in Brest durchsucht, deren Chef der 54-Jährige früher war. Das berichteten die Regionalzeitung "Le Télégramme de Brest" und die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Die Versicherungsvereine (Mutuelles de Bretagne) wurden den Berichten zufolge bereits am vergangenen Donnerstag durchsucht. Dokumente würden nun ausgewertet. Die Staatsanwaltschaft Brest äußerte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht zu den Medieninformationen über die Razzia.

Ferrand soll als damaliger Chef der Mutuelles de Bretagne seine Lebensgefährtin bei einer Immobilienvermietung bevorzugt haben. Die Versicherung hatte damals ein Gebäude zur Anmietung gesucht, in dem sie ein Gesundheitszentrum errichten wollte. Das Immobilienunternehmen von Sandrine Doucen bekam den Zuschlag, was ihr wiederum erst den Kredit für den Ankauf des entsprechenden Gebäudes sicherte.

Die Staatsanwaltschaft in Brest hatte Ende vergangener Woche im Zusammenhang mit einem früheren Immobiliengeschäft offiziell Vorermittlungen eingeleitet. Dabei wird geprüft, ob es möglicherweise eine strafbare Handlung wie ein Vermögensdelikt gab.

Ferrand hat Vorwürfe eines Interessenskonflikts mehrfach zurückgewiesen. Die Affäre ist brisant, denn Ferrand ist ein enger Vertrauter von Präsident Emmanuel Macron.

Ferrand war als Generalsekretär am Aufbau von Macrons Partei "La République en Marche!" entscheidend beteiligt. Am Sonntag (11.6.) ist die erste Runde der Parlamentswahlen in Frankreich geplant, die Macron-Partei liegt in Umfragen weit vorne. (APA, 6.6.2017)