Würde jedes Eisenbahnprojekt in Österreich so wohlüberlegt und gegengecheckt wie das Verbindungsstück zwischen Ostbahn und russischer Breitspurbahn in Kosice in der Ostslowakei, Österreich wäre so manche Geisterbahn erspart geblieben. Seit mehr als zehn Jahren doktern die involvierten Länder, Eisenbahngesellschaften und Politakteure herum, eine Machbarkeitsstudie um die andere wird erstellt – nur ein Ergebnis gibt es noch immer nicht. Zumindest keines, das sich die auf österreichischer Seite mit den Planungen betraute ÖBB herzuzeigen getraut.

Das liegt nicht zuletzt an der Finanzierung. Denn die mit Schulden wie der sprichwörtliche Stabsoffizier beladene ÖBB kann sich eine weitere Milliardenladung an Finanzverbindlichkeiten für den Bahnausbau schlicht nicht leisten. Alle Hoffnungen ruhen nun auf China, schließlich pumpt die Volksrepublik Abermilliarden in den Ausbau von Landverbindungen nach Europa. Die neue Seidenstraße soll den Chinesen Absatzmärkte in Europa sichern und die langwierige wie umweltbelastende Containerschifffahrt ersetzen. Dass ausgerechnet Peking die Breitspur nach Russland finanzieren wird, nachdem Moskau nach Sanktionen, Wirtschaftskrise und Rubelverfall als Financier ausgefallen ist, darf freilich bezweifelt werden. Denn das Herzstück können auch die Chinesen nicht herbeizaubern: Frieden in der Ukraine. (Luise Ungerboeck, 6.6.2017)