Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium profitieren von einer Therapie, bei der neben Trastuzumab in Verbindung mit einer Chemotherapie auch Pertuzumab eingesetzt wird. Das ergab eine internationale Studie mit österreichischer Beteiligung, in die 4.800 Personen eingeschlossen waren.

In der auf zehn Jahre angelegten Studie mit dem Titel Aphinity stellte sich nach drei Jahren heraus, dass das Risiko des Wiederauftretens von HER2-positivem Brustkrebs um 19 Prozent reduziert wird. In Fällen, in denen bereits die Lymphknoten befallen waren, waren es sogar 25 Prozent, wie Günther Steger, Onkologe an der MedUni Wien, berichtete. Die Studie ist vor wenigen Tagen beim amerikanischen Krebskongress (ASCO) in Chicago präsentiert worden.

Ein Fünftel betroffen

In Österreich erkranken pro Jahr mehr als 5.400 Frauen an Brustkrebs, rund ein Fünftel von ihnen an dem früher gefürchteten HER2-positiven Brustkrebs. HER2 ist ein Protein, das sich in enorm großen Mengen an der Außenseite von HER2-positiven Krebszellen befindet – es sind ungefähr zwei Millionen und damit 100 Mal mehr als an einer normalen Zelle. Diese hohe Anzahl führt zu einem rasanten Wachstum der Zelle und ihrer schnellen Teilung. HER2 kann sich auch an andere Mitglieder der HER-Familie binden – und das sendet weitere Signale aus, die Krebszellen dazu bringen zu wachsen und sich zu vermehren.

Diese Untergruppe von Brustkrebs – eine von mindestens fünf therapierelevanten – war ungefähr bis zur Jahrtausendwende eine der gefürchtetsten Erkrankungen, "eine Katastrophe", wie Michael Gnant, Chirurg an der Med-Uni Wien und Präsident der ABCSG (Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group) es formulierte. Schließlich rückte die Medizin dieser Form von Brustkrebs mit Chemotherapie und Trastuzumab (Handelsname Herceptin, von Roche) zu Leibe, was die Überlebenschancen der Betroffenen massiv erhöhte. Trotzdem war eine von fünf Patientinnen weiterhin mit der Rückkehr des HER2-positiven Brustkrebses konfrontiert.

Krebszellen in die Zange nehmen

Im Rahmen der Phase-III-Studie bekamen die Patientinnen zusätzlich zu Chemotherapie und Herceptin den Wirkstoff Pertuzumab (Handelsname Perjeta, Roche) verabreicht. Durch eine solche Therapie nach einer Operation sank das Risiko des Wiederauftretens oder des Ablebens um 19 Prozent.

Nach vier Jahren waren 92,3 Prozent der Patientinnen noch immer krebsfrei. Mit Chemo und Herceptin allein waren es 90,6 Prozent. Die zusätzliche Verabreichung von Perjeta verursacht keine weiteren Nebenwirkungen. "Die Studie ist hochpositiv – schon nach drei Jahren, also zum frühestmöglichen Zeitpunkt", betonte Steger. In Österreich haben sich Kliniken in Wien, Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck, Wels, Feldkirch, Vöcklabruck und St. Veit an der Studie beteiligt. (APA, 8.6.2017)