Die Augen der Tenniswelt werden auf Rafael Nadal und Dominic Thiem gerichtet sein, wenn sie sich auf dem roten Sand des Court Philippe Chatrier messen.

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Paris – Rafael Nadal gegen Dominic Thiem, das fühlt sich an wie das Finale der French Open, ins Halbfinale vorverlegt aufgrund einer Windung des Turnierrasters. Weder der Spanier noch der Österreicher haben im bisherigen Turnier einen Satz verloren, sogar Titelverteidiger Novak Djokovic holte sich bei Thiem eine Drei-Satz-Watsche ab.

Am Freitag, nicht vor 15.30 Uhr, treffen sich die derzeit stärksten Sandplatzspieler. "Es ist eigentlich ein Witz, wie schwer es ist, einen Grand Slam zu gewinnen", sagt Thiem. Er denkt schon weiter, im Finale würde "noch ein Topstar kommen". Der hieße Andy Murray oder Stan Wawrinka, beiden wäre der 23-Jährige mindestens ebenbürtig. Noch ist das Finale fern, der Weg dorthin so weit, wie drei bis fünf Sätze nur sein können. Denn Gegner Nadal hat eine Mission. Er will die Decima, seinen zehnten Sieg bei den French Open.

"Letztes Jahr war ich mit dem Semifinale in gewisser Weise schon ein bisserl zufrieden. Das ist jetzt anders", sagt Thiem. Die Nummer sechs der Setzliste weiß, wie man Nadal schlägt, in Rom schickte er den Spanier mit 6:3, 6:4 auf die Heimreise. Es war Nadals einzige Niederlage in der aktuellen Sandplatzsaison.

"Sicher hilft es ein bisserl, wenn man im Hinterkopf hat, dass man ihn dieses Jahr schon geschlagen hat, aber trotzdem wird es ein ganz anderes Match als in Rom", weiß Thiem. Dass ihm wie damals alles aufgeht, "wird 'best of five' nicht gehen", glaubt er. In den vergangenen sechs Wochen ist es Thiems viertes Duell mit Nadal, er weiß, was auf ihn zukommt: "Rafa ist wieder in der Form seines Lebens. Also wird es für mich das schwerste Spiel, das man sich überhaupt vorstellen kann."

Nadal: "Er schlägt den Ball sehr hart"

Auch Nadal kennt den Anwärter auf seinen Sandplatzthron zur Genüge: "Er schlägt den Ball sehr hart und ist auf beiden Seiten voller Power. Vorhand, Rückhand, Aufschlag – diese Waffen sind ziemlich gut." Vorhand, Rückhand, Aufschlag, aus diesen Bestandteilen lässt sich ein ziemlich kompletter Tennisspieler bauen.

Die Spielertypen ähneln sich. Die Vorhand bringt einen brachialen Topspin mit, Thiem paart sie mit einer guten einhändigen Rückhand. "Es gibt noch einige Sachen, wo seine Vorhand um einiges besser ist. Er spielt viel sicherer oder selbstverständlicher den Inside-out (Vorhand aus der Rückhand-Ecke, Anm.)", sagt Thiem. Es sind Nuancen zu einer Allzeitgröße, so weit hat es der 23-Jährige schon gebracht.

Das Match findet auf dem Court Philippe Chatrier statt, dort spielte der Niederösterreicher erst einmal, 2014. Gegner und Sieger damals: Rafael Nadal. Der wiederum dürfte auf dem größten Court von Roland Garros jeden Balljungen mitsamt Lieblingsfarbe und Sternzeichen kennen.

Thiem macht der ungewohnte Platz keine Sorgen. "Ich werde dort sicher trainieren. Sicher ist es ein bisserl ein Unterschied, weil dort sehr viel Auslauf ist, aber trotzdem ist der Platz im Endeffekt gleich groß wie alle anderen", sagt er. "Nach ein paar Games wird diese Unerfahrenheit sicher wegfallen." (red, APA, sid, 8.6.2017)