Seit der späten Bronzezeit, also seit gut 3000 Jahren, überqueren Menschen den steirischen Sölkpass (1788 m): ehemals Händler auf Saumwegen, heute Touristen auf der Straße. Letztere halten oft nur kurz für das obligate Selfie am Pass und fahren gleich weiter, hin zum nächsten Ausflugsziel. Schade eigentlich.
Die herb-schöne, fast unwirklich grüne Gebirgswelt ringsum ist es wert, entdeckt zu werden. Dazu stellt man sein Fahrzeug am besten nördlich unter dem Sölkpass ab und wandert in rund drei Stunden aufs Deneck (2433 m).
Fließendes Wasser
Schon bald liegt der Wald unter uns, eine umfassende Aussicht auf die Tauernlandschaft des Naturparks Sölktäler tut sich auf. Diese beeindruckt mit ihrem Wasserreichtum, vielerorts gurgeln und glucksen die Bäche. Nicht umsonst bedeutet der aus dem Slawischen abgeleitete Name "Sölk" in etwa "fließendes Wasser". Aber auch stehende Gewässer gibt es: Auf dem Weg zum Deneck passieren wir die drei Kaltenbachseen, akkurat in drei Etagen übereinander gelegen. Wer zur rechten Zeit kommt, streift überdies durch üppig blühenden Almrausch. Kurzum: Das Deneck hat viele Vorzüge. Deshalb wird man hier kaum alleine sein, außer man bricht sehr zeitig auf – was übrigens auch wegen der sonnseitigen Ausrichtung eine gute Entscheidung ist.
Über den ersten Bach
Wir starten an der Sölkpassstraße bei der Kaltenbachkehre (kein Wander-Wegweiser!), wo wir den Bach auf einer Brücke überschreiten. Nach einer Waldquerung mündet der Alternativaufstieg (siehe Info am Ende) von der Kaltenbachalm ein. Hier links (westlich) und in weiten Kehren zum Unteren Kaltenbachsee (1748 m). Diesen passieren wir oberhalb und gelangen zum Mittleren Kaltenbachsee (1912 m).
Wir überschreiten den Seeabfluss und steigen über einen Rücken (kurze Felspassage mit Metalltritt) und einen steilen Wiesenhang nach Südwesten hinauf in eine kleine Scharte. Jenseits der Scharte um den Oberen Kaltenbachsee (2065 m) herum und über eine felsdurchsetzte Rampe (drei Metalltritte) empor auf die weitläufigen, flachen Wiesen der Etrachböden (2100 m). Nun wenige Meter nach rechts bis zu einer unscheinbaren Kreuzung (Felsmarkierung, aber keine Tafel), wo der Weg ein Bächlein quert.
Zwei Varianten zum Gipfel
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Variante eins führt gerade hinauf auf den Südostrücken und auf diesem über die Kuppe des Schafspitzes (2310 m) in den Sattel vor dem Deneck. Am Rücken ist eine kurze, luftige Gratpassage zu meistern. Wer sich diese Passage nicht zutraut, wählt die einfachere Variante zwei.
Dazu biegen wir beim zuvor erwähnten Bächlein links ab, überqueren die Etrachböden auf unmarkiertem, aber gut ersichtlichem Steig (Steinmänner) und erreichen so ebenfalls den Sattel vor dem Deneck, wo die beiden Varianten aufeinandertreffen. Nun steil über den obersten Südostrücken, zuletzt durch die Westflanke (Kraxelstelle) zum Gipfelkreuz.
Der Abstieg erfolgt entlang der Aufstiegsroute, am besten auf der einfacheren Variante zwei über die Etrachböden. (Uwe Grinzinger, 9.6.2017)