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Fernando Alonso wird langsam aber sicher ziemlich unrund: "Es muss sich etwas ändern. Für das Team, für mich."

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Dan Istiten

Montréal – Die Worte von Fernando Alonso klingen wie blanker Hohn. "Wenn wir vor September gewinnen, werde ich bleiben", sagte der zweimalige Formel-1-Weltmeister. Vor dem Großen Preis von Kanada am Sonntag (20.00 Uhr/RTL und Sky) kündigte der 35-jährige Spanier damit quasi vorzeitig seinen Abschied von McLaren-Honda zum Saisonende an. Alonso ist maximal frustriert, der Routinier hat nur ein Ziel: endlich wieder siegen.

"Wir sind angetreten, um Weltmeister zu werden. Nach drei Jahren müssen wir sagen, dass wir das Ziel verfehlt haben. Es muss sich etwas ändern. Für das Team, für mich", sagte Alonso in Montréal: "Wenn man nicht erkennen kann, dass sich Dinge zum Positiven wandeln, musst man sich vielleicht ein anderes Projekt suchen."

Motorenprobleme

Zwar ließ er eine finale Entscheidung über seine Zukunft offen, dass Alonso in den kommenden Wochen einen Grand Prix gewinnt, ist jedoch nahezu ausgeschlossen. Denn auch in seiner dritten Saison mit dem Team hat es Honda nicht geschafft, einen konkurrenzfähigen Motor bereitzustellen.

Entweder fährt Alonso meilenweit hinterher, oder sieht wegen eines Motorenschadens erst gar nicht die Ziellinie. Genau wie Teamkollege Stoffel Vandoorne hat der stolze Spanier vor dem siebten Saisonlauf keinen einzigen WM-Punkt auf dem Konto. Das Chassis wurde zwar stark verbessert, doch der lahmenden Antriebseinheit fehlen 90 PS auf die Spitze. Das frustriert – und könnte drastische Konsequenzen haben.

McLaren-Boss Zak Brown äußerte zuletzt ernsthafte Zweifel an einer weiteren Zusammenarbeit mit den japanischen Motorenbauern. Ein für Kanada versprochenes Upgrade des V6-Turbo musste verschoben werden, die Zukunft sieht düster aus. "Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, etwas zu ändern", sagte Alonso zu Sky Sports: "McLaren gehört an die Spitze und sollte um den Titel kämpfen."

Kooperationsprobleme

Möglich wäre das eventuell mit einer Rückkehr zu den Antriebseinheiten von Mercedes oder einem Wechsel zu Ferrari. Allerdings kann sich McLaren die Trennung von Honda nicht leisten und muss hoffen, dass die Asiaten freiwillig aufgeben. Die deftigen Breitseiten der Protagonisten des Rennstalls könnten dieses Szenario nun einleiten.

Alonso lässt die Dinge auf sich zukommen, seinen Ärger äußert er immer wieder sehr deutlich. "Ich habe keine Angst vor der Zukunft. Mein Ziel hat sich nicht geändert, ich will meinen dritten WM-Titel als Fahrer gewinnen", sagte Alonso: "In den letzten Jahren habe ich meine Fähigkeiten verfeinert, ich weiß, dass ich es noch kann."

Das habe er auch bei seinem Ausflug zum Indy 500 gezeigt, als sich der 32-malige Grand-Prix-Sieger in kürzester Zeit an die neuen Umstände gewöhnte und vorne mitmischte. Bis der Honda-Motor streikte. "Ich war bei der Musik, ich habe das tollste Autorennen der Welt angeführt, ich darf zufrieden sein", sagte Alonso. Ob er ein zweites Mal dabei sein wird bleibt offen.

Klar scheint nur, dass Alonso auch weiterhin hinter dem Steuer sitzen wird – wenn auch vielleicht nicht mehr bei McLaren. "Ich liebe den Rennsport, und ich werde dem Sport noch lange verbunden bleiben", sagte Alonso: "Ich habe gezeigt, dass ich in jeder Serie gewinnen kann." (sid, 9.6.2017)