Mit Virtual Reality kann der Vorstellungskraft Wohnungssuchender auf die Sprünge geholfen werden.

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Die Virtual bzw. Augmented Reality ist in der Immobilienwirtschaft eines der Zukunftsthemen. Um zu zeigen, in welchen Bereichen diese Technologie in Zukunft eingesetzt werden kann, veranstaltete die TU Wien mit Unterstützung der Wirtschaftskammer vor kurzem eine Informationsveranstaltung, um Kooperationen zwischen der Universität und Unternehmen zu promoten. Das stieß auf reges Interesse.

"Um das Thema Virtual Reality gibt es in der Bauindustrie derzeit einen ziemlichen Hype", sagt Georg Gerstweiler vom Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme an der TU Wien zum Standard. "Das größte Problem ist aber das Generieren von Content." In den letzten Jahren habe es im Bereich der Virtual Reality jedoch einen "großen Sprung" nach vorne gegeben, etwa durch Geräte wie Oculus.

Für die Immobilienwirtschaft sind besonders virtuelle Begehungen von noch im Bau befindlichen Wohnungen spannend – denn für Wohnungssuchende ist es überaus schwierig, sich vorzustellen, wie ihre Wohnung im fertigen Zustand aussehen soll, wenn sie auf die Pläne der Architekten schauen. Solche virtuellen Rundgänge durch die Wohnung gab es bisher ausschließlich im höherpreisigen Segment, wo sich die deutlichen Mehrkosten eines solchen Services auch tatsächlich rechnen. Die Signa Holding bietet das Wohnungssuchenden derzeit beispielsweise für ihre im Bau befindlichen Parkapartments am Belvedere beim Wiener Hauptbahnhof an.

Virtueller Architekt

Geht es nach Gerstweiler und seinen Kollegen, dann soll es diese Möglichkeit künftig weitaus öfter geben. An der TU Wien läuft derzeit das Forschungsprojekt "Virtual Architect". Ziel ist, die Herstellung der begehbaren 3D-Modelle anhand eines 2D-Plans von Architekten zu automatisieren – und so Zeit und damit auch Kosten zu sparen.

Weiters soll die Fläche sodann auch noch als der richtige Raum, beispielsweise das Wohnzimmer, erkannt und automatisiert mit dem passenden Mobiliar aus einer Datenbank bestückt werden – und zwar nicht per Zufallsprinzip, wie Gerstweiler betont: "Die Couch steht dann natürlich nicht am Esstisch." Dieser Weg vom 2D-Plan hin zum virtuellen Wohnzimmer dauere im besten Fall etwa 30 Minuten. Die Arbeit von Designern werde man damit nicht ersetzen, aber beschleunigen, glaubt der Experte.

Auch die traditionelle Wohnungsbesichtigung werde man nicht ersetzen: "Aber Neubauprojekte werden ja heute schon vom Plan weg verkauft." Daher sei es für Immobiliensuchende nur von Vorteil, wenn sie sich die Wohnung zumindest virtuell vorab in unterschiedlichen Konstellationen anschauen können.

Eine Idee, die sich mittlerweile auch der Filmkonzern Disney bei der Planung seiner Vergnügungsparks zunutze macht, wie Gerstweilers Kollege Peter Kán bei der Veranstaltung berichtete: "Disney testet mittlerweile seine Attraktionen zuerst in der virtuellen Realität, bevor sie tatsächlich gebaut werden." (zof, 14.6.2017)