Wien – Die zunehmenden Flüchtlingsankünfte über die Mittelmeerroute in Italien wirken sich aktuell nicht auf die Asylzahlen in Österreich aus. Die Zahl der Asylanträge ist in den ersten fünf Monaten 2017 zurückgegangen, inklusive Mai gab es 10.520 Asylanträge, was gegenüber dem Vorjahr (22.419) einen Rückgang um 53 Prozent bedeutet.

Bleibt es bei diesem Trend und rechnet man die bisherigen Zahlen auf das Gesamtjahr hoch, sind heuer 26.000 Asylanträge zu erwarten. 2016 hatte es 42.073 gegeben, im Rekordjahr 2015 waren es 90.000. 36.030 Personen wurden im Vorjahr zum Verfahren zugelassen, womit die von der Regierung festgelegte Obergrenze von 37.500 knapp nicht erreicht wurde.

Herkunftsländer Syrien, Afghanistan, Nigeria

Von den 10.520 Asylanträgen wurden bis zum Stichtag 31. Mai 7.344 Flüchtlinge zum Verfahren zugelassen. Österreich führt in diesen Fällen eine inhaltliche Prüfung durch und ist für das Asylverfahren zuständig. Zudem wurden 2.292 Verfahren zugelassen, in denen der Asylantrag bereits 2016 gestellt wurde. Insgesamt sind damit 2017 bisher 9.636 Personen zum Asylverfahren zugelassen worden. Der von SPÖ und ÖVP festgelegte Richtwert liegt heuer bei 35.000.

Im Jänner gab es 2.220 Asylanträge (-62,47 Prozent), im Februar 2.082 (-59,41), im März 2.178 (-35,08), im April 1.908 (-54,16) und im Mai 2.132 (-44,72). Die meisten Asylanträge stellten Personen aus Syrien (3.457), Afghanistan (1.673) und Nigeria (693). Während syrische Asylanträge zu 90 Prozent positiv beschieden werden, gibt es bei Menschen aus Afghanistan nur 35 Prozent positive Bescheide und fast gleich viele negative Entscheidungen.

Auch Zahl offener Asylverfahren rückläufig

747 Asylanträge kamen es in den ersten fünf Monaten von unbegleiteten Minderjährigen, 72 davon waren jünger als 14. Im Zuge von Resettlement-Programmen wurden heuer bisher 182 Flüchtlinge – alle aus Syrien – nach Österreich geholt. Im Vorjahr waren es 133.

Rückläufig ist auch die Zahl der offenen Asylverfahren, die 2015 einen Höchststand von 79.723 erreichte. Der Verfahrensrückstand konnte inzwischen auf 67.366 offene Fälle in erster und zweiter Instanz abgebaut werden.

Anstieg in Italien

Die Zahl der Flüchtlinge, die 2017 über das Mittelmeer nach Italien kamen, ist hingegen gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 61.903 Menschen erreichten die italienische Küste seit Jahresbeginn, das sind 17 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wie das Innenministerium in Rom am Montag mitteilte.

Die meisten der 2017 Eingetroffenen stammen aus Nigeria, Bangladesch, Elfenbeinküste und Gambia. Italien versorgt derzeit etwa 180.000 Flüchtlinge in Hotspots und anderen Einrichtungen. 8.312 unbegleitete Flüchtlinge trafen seit Anfang 2017 in Italien ein.

Relocation-Programm

Im Rahmen des Relocation-Programms wurden bisher 5.964 Erwachsene und 537 Minderjährige in 18 Länder verteilt. 784 Relocation-Anträge wurden vom italienischen Innenministerium bereits angenommen. Österreich hat in Italien einen ersten Antrag für die Aufnahme von 15 unbegleiteten Minderjährigen, Familien und anderen schutzbedürftigen Personen im Rahmen des EU-Umverteilungsprogramms gestellt. Der Antrag wird jetzt vom Innenministerium in Rom geprüft.

Das Innenministerium in Wien hat Italien seine Bereitschaft signalisiert, insgesamt 50 Personen aufzunehmen. Dies soll in zwei Tranchen von 15 Personen und einer weiteren von 20 Flüchtlingen erfolgen.

Die Zahl der Überfahrten von der nordafrikanischen Küste nach Italien hatte 2016 mit 181.000 einen neuen Höchststand erreicht. 2015 waren es noch 170.000 gewesen. (APA, red, 12.6.2017)