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Ein gestärkter Präsident, der jetzt liefern muss, vor allem an die Jungen: Emmanuel Macron.

Foto: AP/Mori

Der Messias wünscht, sein Volk spielt. Frankreichs juveniler Staatschef Emmanuel Macron kann sich auf eine satte Mehrheit in der Nationalversammlung stützen. Die Opposition, links wie rechts, findet dort künftig kaum mehr statt. Die Macron-Welle, die den sozialliberalen Proeuropäer vor vier Wochen in den Élysée-Palast gespült hat, schwemmte die bisherigen Volksparteien bei der Parlamentswahl hinweg.

Und doch erscheint der Wind, der sie treibt, bei näherem Hinsehen eher wie ein laues Lüftchen denn ein Tornado. Denn gerade die Jugend wandte dem frisch gewählten Präsidenten an diesem sommerlich heißen Wahltag die kalte Schulter zu.

Nur jeder dritte 18- bis 34-Jährige ist zur Wahl gegangen. Und auch seine Altersgenossen vermochte der 39-jährige Präsident nicht in die Wahllokale zu locken, gerade einmal 43 Prozent dieser Generation X genannten Kohorte zwischen 35 und 49 folgten dem Ruf an die Urnen. Einzig die Altersgruppe der über 70-Jährigen tat verlässlich ihre demokratische Pflicht – jedenfalls zu zwei Dritteln.

Insgesamt betrug die Wahlbeteiligung 48,7 Prozent, ein Tiefstwert in einem politisch traditionell polarisierten Land, das in den Siebziger- und Achtzigerjahren noch mit Stolz auf Wahlbeteiligungen von an die 80 Prozent blickte. Seit 1993 gleich diese Statistik einer Treppe nach unten.

Keine "Event-Wahl"

Klar, Spannung geht anders. Zu konstant sind die Umfragewerte des Präsidenten, zu zerstritten der rechtsextreme Front National, um seine Machtergreifung verhindern zu müssen: Die ersten Parlamentswahlen der Ära Macron gaben den Jungen – anders als etwa kurz zuvor in Großbritannien – wenig Grund, gegen etwas zu stimmen.

Und das, obwohl laut einer Umfrage des Instituts Sopra ein Fünftel der 24 Millionen Nichtwähler glaubt, dass egal sei, wer regiert, weil sich ohnedies nichts ändere. Zusammen mit dem weiteren Drittel, das angibt, von der Politik insgesamt enttäuscht zu sein, bildet dieses Heer der Resignierenden eine Stromschnelle, die den Überflieger Macron schneller in die Tiefe reißen kann, als er "En Marche!" sagen kann.

Schafft der smarte Messias es nicht, die jungen Franzosen rasch von der Effektivität seiner Politik zu überzeugen, droht die Macron-Welle zu verebben. Noch ist Zeit, sie zurückzugewinnen. (Florian Niederndorfer, 12.6.2017)