Daumen hoch oder runter? Eine Masterstudentin an der Wirtschaftsuni Wien befragte Trainees zu ihren Erfahrungen.

Ob die Realität den Erwartungen an das Traineeship entspricht: Das untersuchte Maria Horvath im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Wirtschaftsuniversität Wien. Online hat sie 96 Trainees in den Branchen Industrie und Technologie, Handel, Finanzdienstleitungen, Logistik und im öffentlichen Dienst befragt. Dabei ging es ihr um die grundsätzliche Stimmung, aber auch darum, ob das Gehalt als adäquat empfunden wird oder der Chef als fähig. Ein Thema war auch, ob die Aufgaben gefallen und man das im Studium Gerlernte im Beruf einsetzen kann.

Das Ergebnis der Studie: Die Trainees sind mit ihren jeweiligen Programmen grundsätzlich zufrieden. Dennoch erlebten sie, wie es Horvath bezeichnet, einen "Realitätsschock": Was sie sich im Vorfeld erwartet hatten, entspricht nicht dem, was sie schließlich vorfanden.

Zum Zeitpunkt der Befragung standen 12,5 Prozent der Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Beginn des Traineeprogramms. Für 11,5 Prozent dauerte es bereits vier bis sechs Monate. Nahezu ein Drittel hatte bereits sieben bis neun Monate hinter sich. 15,6 Prozent befanden sich schon seit zehn bis zwölf Monaten als Trainees im Unternehmen, 29,3 Prozent seit ein bis zwei Jahren.

Wenig Anwendbares

Besonders gehen Erwartungen und Erlebtes offenbar bei jedem Thema auseinander, das Horvath in ihrer Masterarbeit als "Fähigkeiten" benannte: Die tatsächliche Tätigkeit entspreche nicht unbedingt dem, was in der Ausschreibung in Aussicht gestellt wurde. Auch das an in Seminaren Gelernte sei im Berufsleben nicht ausreichend anwendbar. "Man bekommt an der Uni nicht unbedingt das mit, was man im Beruf benötigt", sagt dazu die Studienautorin Horvath.

Diskrepanzen zeigen sich zudem beim Thema "Weiterentwicklung": Laut den Befragten bietet ihr Unternehmen ihnen nicht ausreichend Möglichkeiten, persönlich und beruflich weiterzukommen. Etwa würden ihnen nicht ausreichend Fortbildungen offeriert, meinen die Trainees. Vielleicht sei man ja der Meinung, fertige Trainees hätten im Programm bereits genug gelernt, mutmaßt Horvath. Eine alternative Erklärung sei, dass sich einige erhoffen, schneller in einer Führungsposition aufzuzeigen – darin aber enttäuscht werden.

Wertschätzung für die Chefs

76 Prozent der Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der Befragung übrigens zwischen 25 und 29 Jahren alt, rund zwölf Prozent älter, der Rest jünger.

Ihre Chefs schätzen die befragten Trainees scheinbar: "Hier wurden hohe Erwartungen gestellt, die aber auch erfüllt wurden", sagt Horvath. Führungskräften wird von den Trainees Fairness zugeschrieben und dass sie ihre Mitarbeiter fördern.

Ebenfalls zufrieden sind die Studienteilnehmer mit der Vielfalt ihrer Tätigkeit. Grund dafür sei möglicherweise, dass man in einem Traineeship oft rotiert und so verschiedene Abteilungen und Tätigkeiten kennenlernt, sagt Horvath. Das Gehalt, das sie für ihre Leistung erhalten, sehen die Trainees als angemessen, "obwohl es, verglichen mit den Kollegen, niedrig ist".

Die Arbeitszufriedenheit sinkt

Wo die Erwartungen nicht der Realität entsprechen, dürfte die Arbeitszufriedenheit wenig überraschend geringer sein. Auch die Bindung zum Unternehmen sinkt. "Dass das Commitment niedrig ist, könnte aber auch an der Befristung der Programme liegen", sagt Horvath.

Ob sie selbst nach Abschluss ihres Studiums ein Traineeprogramm in Betracht zieht? "Ja. Ich denke, dass es eine gute Möglichkeit ist herauszufinden, wie es in der Praxis wirklich aussieht", sagt die Studentin im Fach Management.

Was die Gültigkeit der Studie einschränkt: dass Erwartungen und Erfahrungen gleichzeitig abgefragt wurden. "Nimmt man es ganz genau, müsste man die Erwartungen bereits im Voraus untersuchen und nach Beginn des Traineeships abklären, ob sie sich erfüllt haben." (Lisa Breit, 17.6.2017)