Nagoya – Irgendwie weckt das Experiment, von dem japanische Forscher im Fachjournal "Physiology & Behaviour" berichten, eine leise Traurigkeit in einem. Dabei hat es durchaus einen positiv gemeinten Hintergrund: Da in einer alternden Bevölkerung immer mehr vor allem ältere Menschen zuhause alleine essen, wollte das Team um Ryuzaburo Nakata von der Universität Nagoya herausfinden, wie man die Betroffenen dazu bringen kann, mehr Spaß daran zu haben – und dadurch auch genug zu essen.

Die Forscher setzten dabei auf die Theorie der sogenannten Social Facilitation. Diese beschreibt die Auswirkungen, die die bloße Anwesenheit eines anderen Menschen auf uns hat. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Effekt, dass wir einfache Aufgaben leichter bewältigen, wenn wir uns in Gesellschaft befinden (bei schwierigen Aufgaben kehrt sich der Effekt um).

Essen in Gesellschaft

Was das Essen betrifft, wiesen frühere Studien darauf hin, dass Social-Facilitation-Effekt dazu führt, dass es uns in Gesellschaft besser schmeckt und wir deshalb auch mehr essen. Nakata wollte nun wissen, was die Mindestanforderungen sind, um den Effekt hervorzurufen.

Dafür setzte er seine Probanden – erst ältere Menschen, später auch junge – entweder vor einen Spiegel, vor einen Bildschirm, der eine leere Wand zeigte, und vor ein statisches Bild ihrer selbst beim Essen. Dann ließ er sie zu den Stäbchen greifen.

In beiden Altersgruppen zeigte sich, dass die statischen Ess-Bilder und mehr noch das eigene schmausende Spiegelbild den Appetit der Probanden förderten. Nakata sieht in den Erkenntnissen aus dem Experiment eine Möglichkeit, mit dem Appetit auch die Lebensqualität einsamer Menschen zu erhöhen. Wie gesagt: Es bleibt eine leise Traurigkeit. (red, 19. 6. 2017)