Wien – Österreichs Druckereimitarbeiter stehen vor einer ungewöhnlichen Situation: Sie haben ab Mittwoch keinen Kollektivvertragspartner auf Arbeitgeberseite. Bisher war dies der private Verband Druck- und Medientechnik, doch dieser ist ab Mittwoch, nach einer Statutenänderung, nicht mehr KV-fähig. Und die Fachgruppe Druck in der WKO weigert sich bis dato, die KV-Verhandlungen stattdessen zu führen.

Grund für die Weigerung der Arbeitgebervertreter: Das Kollektivvertragswerk sei zu kompliziert, so könne keine Rechtssicherheit geschaffen werden. Aber genau vor diesem Mangel an Sicherheit warnen auch die Arbeitnehmervertreter, da einige Mitarbeiter künftig völlig ohne Kollektivvertrag dastehen würden. Daher hat die Gewerkschaft GPA zu einer Demo vor der Wirtschaftskammer aufgerufen, zu der sich rund 300 Demonstranten eingefunden haben.

"Schluss mit den Spielchen"

Ihre zentrale Forderung laut Flugblatt: "Schluss mit den Spielchen! Die WKO muss jetzt einen bundesweiten Kollektivertrag für alle Beschäftigten im grafischen Gewerbe verhandeln!" KV-Verhandler Christian Schuster von der GPA fürchtet ansonsten eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen – und droht offen mit Streik. "Das geht dann ganz schnell", so der Gewerkschafter.

Zur Vorgeschichte: Im Herbst des Vorjahres hat der Verband Druck & Medientechnik kund getan, dass er "die Verantwortung für diesen Kollektivvertrag nicht mehr übernehmen kann". Ausschlaggebend für die Entscheidung sei gewesen, dass die unternehmerischen Risiken bei der Anwendung des bestehenden Kollektivvertrages im Hinblick auf das novellierte Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz unabwägbar seien, so die Arbeitgeber.

Leichtes Umsatzplus

Die heimische Druckereibranche hat im vergangenen Jahr erstmals seit sechs Jahren wieder ein leichtes Umsatzplus erzielt. Der Branchenumsatz stieg um 0,8 Prozent auf 1,66 Milliarden Euro. Die Zahl der Betriebe blieb konstant, allerdings gab es bei den Beschäftigten einen Rückgang um 1,1 Prozent.

Der Fachverband Druck der Wirtschaftskammer Österreich vertritt die Interessen von rund tausend Betrieben, davon 642 Unternehmen mit Angestellten. Insgesamt sind 8.814 Mitarbeiter in der Branche beschäftigt. (APA, 13.6.2017)