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Auch in den USA leben immer mehr Frauen in Singlehaushalten. Das kann auch Vorteile haben.

Reuters

Chicago/Wien – Aktuell leben in Österreich nur knapp die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher (4.223.000 Personen bzw. 49 Prozent) mit einem Partner oder einer Partnerin im Haushalt zusammen. Rund 38 Prozent dagegen führen einen Singlehaushalt, und von diesen waren wieder rund 60 Prozent weiblich. in absoluten Zahlen bedeutet das eine Verdopplung der Singlehaushalte in den letzten 30 Jahren.

Wie aber gehen die Singles damit um? Hat das Single-Dasein womöglich sogar Vorteile?

Indikator für Einsamkeit

Gewisse Rückschlüsse erlaubt eine neue Studie aus den USA, für die von 2002 bis 2013 rund 230 US-Amerikaner zwischen 50 und 68 Jahren jährlich befragt wurden. Dabei zeigte sich, dass einsame Teilnehmer nach einem Jahr mehr Selbstbezogenheit zeigten. Dies hatten die Forscher um US-Psychologen John Cacioppo (Uni Chicago) durchaus erwartet. Mehr oder weniger überrascht waren sie jedoch, dass Selbstbezogenheit sich auch als Indikator für Einsamkeit herausstellte.

Kurzfristig sei Einsamkeit evolutionär durchaus sinnvoll, denn sie bringe den Einsamen dazu, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und motiviere ihn, seine Sozialkontakte zu pflegen, schreibt das Team um Cacioppo im Fachmagazin "Personality and Social Psychology Bulletin". Langfristig aber sei sie schädlich – sowohl für die körperliche als auch die mentale Gesundheit.

Trend zur Selbstheirat

Ob diese Zusammenhänge auch den Mini-Trend zur sogenannten Selbst-Heirat verstärken, ist nicht bekannt. In den USA und in Japan geben sich zunehmend Frauen selbst das Ja-Wort. Dabei geht es offenbar einerseits um ein Bekenntnis zu sich selbst, andererseits auch darum, einmal Braut zu sein – auch ohne Mann.

Cacioppo betont, dass jemand, der alleine lebt, nicht zwingend einsam sein muss. Viele Singles liebten ihre Ungebundenheit. Und auch mit Menschen um sich herum – in Schule, Job oder Partnerschaft – könne man sich chronisch einsam fühlen, weil echte gegenseitige Ansprache fehle. Denn eben dieser Austausch, nicht Alltagsunterstützung oder bloße Gesellschaft, sei wichtig.

Ab in die Suppenküche!

Cacioppo hat auch einen – eher US-amerikanischen – Ratschlag für Personen, die unter Einsamkeit leiden: "Machen Sie ein Ehrenamt, das Sie erfreut. Wenn Sie in einer Suppenküche arbeiten, werden Sie plötzlich feststellen, dass andere Menschen wirklich nett sein können und mit Dankbarkeit reagieren." (red/APA, 14.6.2017)