Man muss nicht immer gleich schwarzsehen, wenn von Globalisierung und Automatisierung am Arbeitsmarkt die Rede ist. Eine Studie der Industriestaatenorganisation OECD zeigt gerade die Vielschichtigkeit der Auswirkungen auf die Jobs. Neue Jobs entstehen für gering- und hochqualifizierte Personen gleichzeitig. In der Mitte wird es hingegen eng. Klingt überraschend, ist es aber nicht. Die Deindustrialisierung verlagert Stellen weg vom Fabrikarbeiter in den Dienstleistungssektor mit vielfach niedrigerem Anforderungsprofil. Die Digitalisierung rationalisiert Tätigkeiten weg und schafft neue Aufgaben im oberen Ausbildungssegment.

Doch diese Veränderung braucht Begleitung, Weiterbildung, Anpassung der Kompetenzen. Was nach Allgemeinplatz klingt, hat einen bitteren Hintergrund. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in den Industriestaaten verfügen nur über grundlegende Computerkenntnisse wie E-Mail-Schreiben oder Surfen. Das stellt einen gewaltigen Stolperstein für die voranschreitende Veränderung der Arbeitswelten dar. Und noch ein großer Hemmschuh wird gern übersehen: Der Zugang zu Weiterbildung ist für die untersten Qualifikationsgruppen international am schwierigsten, weil die Renditen gering erscheinen.

Es deutete vieles darauf hin, dass die Automatisierung zu keiner Revolution am Arbeitsmarkt führen wird. Vorausgesetzt, man setzt die richtigen Begleitmaßnahmen. (Andreas Schnauder, 13.6.2017)