Foto: Shoji Fujii

Statt der aufgeräumten Kunsthalle also die barocke Orangerie in Schönbrunn. Hier hatte in der Vergangenheit schon einmal eine Show der Angewandten stattgefunden. 2010 beendete der Modeprofessor Bernhard Willhelm mit Pauken und Trompeten sein erstes Jahr an der Uni.

Die heurige Präsentation unter dem aktuellen Modeklassen-Oberhaupt Hussein Chalayan ging unaufgeregter über die Bühne: Der britische Designer und seine Jury sahen sich in Reihe eins die Leistung der Studenten an (drei Jahrgänge plus acht Diplomanden, die in diesem Jahr auffällig viel Männermode zeigten), Monica Titton moderierte, Rektor Gerald Bast kommentierte die Vergabe der Modepreise. Darunter auch der RONDO-Modepreis, der von RONDO-Chef Stephan Hilpold übergeben wurde.


Die Diplome

Die Kollektion von Mila Petrova
Foto: Shoji Fujii

RONDO-Modepreisträgerin Mila Petrova ließ sich für ihre Kollektion "OPEN / GIRLS" von einem Buch des Fotografen Araki über Japans Sexindustrie inspirieren. Das sah man – und auch wieder nicht. Petrova zeigte ein sexy Garderobe aus schwarzem Nadelstreif und weißen Oversize-Hemden (plus ein wenig Rot/ Eidottergelb), wo Überlängen auf starke Schultern trafen. Die Models offenbarten unter Hosenanzügen und transparenten Kleidern bloße Einblicke. Ein Portrait der Designerin gibt's am Freitag im RONDO.


Florian Buder
Shoji Fujii

Florian Buder zeigte lässig sitzende Jeans-Anzüge (mit in den Seiten geschlitzten Hosen). Die kastigen Entwürfe seiner Diplomkollektion "out of doors" brach er mit femininen Elementen wie gepufften Jackenärmeln.


Dorothee Ganzinger
Shoji Fujii

Dorothee Ganzingers Inspiration für ihre Kollektion "Clean & Clean" in knalligem Grün, Rot, Blau? Simple Kleidersäcke und Waschnetze. Das Motiv zog sich konsequent durch die Kollektion – bis hin zum originalen Plastik-Verschluss.


Kohei Nishi
Foto: Shoji Fujii

Der Japaner Kohei Nishi ließ während seiner Präsentation eine Geige aufspielen. Seine schwarzen Entwürfe waren von bunten Fäden durchzogen, dazwischen poppige Gesichter aus buntem Lack.


Noushin Redjaian
Foto: Shoji Fujii

Noushin Redjaian hatte unter anderem Soap and Skin-Sängerin Anja Plaschg unter ihre Models geschmuggelt. Die Kollektion? Zeichnete sich vor allem durch ihre Materialität aus. Simple Kleider, zum Beispiel aus Samt, wurden händisch gefärbt.


Agnes Varnai
Foto: Shoji Fujii

Bei Agnes Varnai musste man genau hinschauen. Dann blickte einem Jesus auf einem Toast als 3D-Applikation hinterher. Ihre pastellige Kollektion "A.W.E." beschäftigte sich mit Glauben und Religion.


Federico Protto
Foto: Shoji Fujii

Er ließ sich von seinen Wurzeln inspirieren: Federico Protto, geboren in Uruguay, wartete in "2017 non corporeal" mit dem südamerikanischen Gaucho auf. Dafür bekam er den Preis des Indie-Magazins.


Stundenlang habe seine Mutter an den glitzernden Pailletten-Shorts gearbeitet, erklärte Attila Lajos im Vorfeld. In seinen violetten und flaschengrünen Entwürfen ließ er Streetwear-Elemente auf mit Perlen, Kristallen oder Pailletten bestickte Hemden und Jacken treffen.


Preisträger aus den anderen Jahrgängen

Louise Streissler
Foto: Shoji Fujii

Louise Streissler griff das omnipräsente Cowboy-Thema auf. Die Studentin des dritten Jahrgangs brach in ihrer Kollektion "Commando" Männlichkeitsklischees, indem sie Cowboyboots mit taillierten Jeans-Jäckchen kombinierte. Dafür wurde sie mit dem Fred Adlmüller-Preis ausgezeichnet.


Show der Modeschule Hetzendorf

Während die Angewandte in der Orangerie zwei Shows über die Bühne gehen ließ, wartete die Modeschule Hetzendorf im weißen Zelt im Schloßpark Hetzendorf am Montag und Dienstag mit vier Shows auf. Dem Motto der Show, "Porträt", gemäß liefen die Models hier um weiße Rahmen – und führten ihre handwerklichen Kompetenzen der Ausbildungsschwerpunkte (vom Strickdesign bis zur Modell-Modisterei) vor.

Hüte aus dem Modisterei-Ausbildungsschwerpunkt
Foto: Stefanie Starz

(feld, 14.6.2017)