Tokio – Ungeachtet internationaler Proteste sind Japans Walfänger erneut in See gestochen – offiziell zu "Forschungszwecken". Zwei Schiffe legten am Mittwoch vom Hafen der westlichen Walfangstadt Shimonoseki ab und nahmen Kurs Richtung Nordwest-Pazifik, wie japanische Medien meldeten. Ihnen wird das Mutterschiff Nisshin Maru nachfolgen. Die Waljäger waren erst Ende März aus der Antarktis zurückgekehrt. Dort hatten sie wie geplant 333 Zwergwale harpuniert.

Jedes Jahr töten die Japaner im Rahmen ihres Fangprogramms Hunderte Wale. Das ist formal erlaubt, trotz des seit 1986 geltenden weltweiten Walfangmoratoriums. Die Nummer drei der Weltwirtschaft verfolgt aber auch seit langem das Ziel, die kommerzielle Jagd auf Großwale wieder zuzulassen.

Die auserkorenen Opfer

Auf der aktuellen Abschussliste stehen erneut 43 Zwergwale sowie 134 Seiwale. Der Zwergwal (Balaenoptera acutorostrata) ist mit unter zehn Metern Länge einer der kleinsten Bartenwale. Dieser Umstand hat ihn auch über die Ära des industriellen Walfangs gebracht, weil er für Walfänger bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein schlicht nicht lukrativ genug war.

Der mit Buckel- und Blauwal verwandte Seiwal (Balaenoptera borealis) kann an die 20 Meter lang und 40 Tonnen schwer werden. Ähnlich wie der Zwergwal rückte er erst spät ins Interesse von Walfängern, die die Spezies dann aber stark in Bedrängnis brachten. Heute zählen die Bestände weltweit 50.000 bis 60.000 Tiere – deutlich weniger als beim Zwergwal. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Seiwal als bedrohte Art ein.

Die Jagd auf die Meeressäuger wird bis Ende September dauern. Nach einer Untersuchung der Wale – beispielsweise ihres Mageninhalts – wird ihr Fleisch für den Verzehr verkauft. Von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus dem "Forschungsprogramm" ist nach wie vor nichts bekannt. (APA, red, 15. 6. 2017)