Grün ist hier der optisch sichtbare und der nahe Infrarotbereich des Lichts der beobachteten Galaxien dargestellt. Nur im Radiowellenbereich (rot) werden auch die verborgenen Aktivitäten der zentralen Schwarzen Löcher sichtbar.
Foto: Dr. Eleni Vardoulaki und Eric Faustino Jimenez-Andrade (Argelander-Institut)/VLA-COSMOS Team

Bonn – Auf einer Himmelsfläche, die der von etwa neun Vollmonden entspricht, hat ein internationales Astronomenteam im Rahmen des VLA-COSMOS-Projekts fast 11.000 Galaxien beobachtet. Die Durchmusterung im Bereich der Radiowellen wurde mit dem Karl G. Jansky Very Large Array Telescope in New Mexico durchgeführt. Mit den dabei gewonnenen Daten könne der Lebenszyklus von Galaxien in den vergangenen 13 Milliarden Jahren rekonstruiert werden, berichtet die an der Studie beteiligte Universität Bonn.

"Das Radiolicht einer Galaxie gibt uns Auskunft über mindestens zwei sehr wichtige Dinge", erklärt Projektleiterin Vernesa Smolčić von der Universität Zagreb. "Radiolicht hilft uns, durch Staubwolken zu sehen und zeigt so neue Sterne, die sich in Galaxien bilden. Es kann uns aber auch hochenergetische Signaturen von wachsenden supermassiven Schwarzen Löchern aufzeigen."

COSMOS Survey

Da Radiowellen im Unterschied zum optischen Licht nicht durch kosmische Staubwolken blockiert werden, können sie auch verwendet werden, um neugeborene Sterne in anderen Galaxien zu entdecken. Für die Durchmusterung wurden die Radiobilder zudem mit optischen, Infrarot- und Röntgendaten verschiedener Teleskope kombiniert.

Die Daten zeigten, dass Galaxien die meisten Sterne produzierten, als das Universum etwa 2,5 Milliarden Jahre alt war – also kaum ein Fünftel seines heutigen Alters hatte. Zu dieser Zeit entstanden laut Uni Bonn etwa ein Viertel aller neugeborenen Sterne in massereichen Galaxien. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass bis zu 20 Prozent mehr Sternbildung in Galaxien im frühen Universum stattfand, als bislang angenommen wurde.

Darüberhinaus sind sehr entfernte Galaxien mit besonders intensiver Sternbildung – so genannte Submillimeter-Galaxien – offenbar größer als bisher erwartet. Der Grund dafür ist noch nicht vollständig geklärt, aber er könnte laut den Forschern mit Gravitationswechselwirkungen, Kollisionen oder auch Verschmelzungen von Galaxien zusammenhängen. (red, 18. 6. 2017)