Vom friedlich-freundlichen Erscheinungsbild heutiger Großwale war bei den Protocetiden noch nicht viel zu sehen.

Illustration: M.J. Orliac

Montpellier – Man hat inzwischen eine ganz gute Vorstellung von jenen landbewohnenden Tieren, aus denen sich die heutigen Wale entwickelten. Zwei Exemplare sogenannter Protocetiden, also Wal-Vorläufer, hat nun ein französisches Forscherteam genauer unter die Lupe genommen.

Die Fossilien wurden in Togo ausgegraben und sind etwa 45 Millionen Jahre alt. Sie stammen von Tieren, die noch Beine zum Laufen hatten und nur einen Teil ihrer Zeit im Wasser verbrachten. Das Team um Maeva Orliac von der Université de Montpellier interessierte sich aber nicht für die Gliedmaßen, sondern für die Hörorgane.

Mittels Röntgen-Mikrotomografie konnten sie den Aufbau des Innenohrs der Proto-Wale rekonstruieren. Das Ergebnis: Er erinnert überhaupt nicht an den heutiger Wale, sondern entspricht dem der nächsten Verwandten der Wale: also der Paarhufer, allen voran der Flusspferde als engster Angehöriger der Wale.

Noch keine Spezialisten

Die heutigen Wale haben ihre Hörorgane auf ganz unterschiedliche Frequenzen eingerichtet: Die großen Bartenwale kommunizieren über extreme Distanzen hinweg im Infraschall, unterhalb der menschlichen Hörschwelle. Zahnwale hingegen haben sich auf hohe Frequenzen spezialisiert, inklusive Ultraschalltönen für die Echoortung.

Bei den untersuchten Protocetiden war aber weder eine Veranlagung für das eine noch das andere festzustellen. Die Forscher folgern daraus: Die ehemaligen Huftiere, die insgesamt einen der erstaunlichsten morphologischen Wandel im ganzen Tierreich hingelegt haben, entwickelten auch ihren speziellen Hörsinn erst, als sie bereits vollständig im Wasser lebten. (red, 19. 6. 2017)