Der Biochemiker Oliver Hayden gewann den Europäischen Erfinderpreis 2017 für einen neuartigen Malariatest.

apa/heinz troll

Venedig/Wien – Der österreichische Biochemiker Oliver Hayden hat heute gemeinsam mit dem Niederländer Jan van den Boogaart den Europäischen Erfinderpreis 2017 in der Kategorie erhalten. Mit der Auszeichnung, die in Venedig überreicht wurde, sollen herausragende Erfinder bzw. Teams von Entwicklern gewürdigt werden, deren Arbeiten besonders zum gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Fortschritt beigetragen haben.

Der Europäische Erfinderpreis wird seit 2006 jährlich in den Kategorien Industrie, KMU, Forschung, außereuropäische Staaten und Lebenswerk vergeben. Vor Hayden gewannen mit Claus Hämmerle und Klaus Brüstle (2013) und Franz Amtmann (2015) bereits Österreicher die Trophäe.

Neuartiger Ansatz für Malariatest

Hayden hat mit dem niederländischen Hämatologen Jan van den Boogaart bei Siemens Healthineers einen Test für sichere Diagnose von Malaria entwickelt, die nach wie vor die gefährlichste Tropen- und Infektionskrankheit ist: Mit Malaria wurden laut Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2015 rund 215 Millionen Menschen Malaria infiziert, knapp eine halbe Million Menschen verstarb daran. Die Dunkelziffer könnte bis zu doppelt so hoch sein.

Bisher gibt es noch keinen automatisierten Bluttest zur Diagnose der Tropenkrankheit, nur zehn Prozent aller Infektionen werden erkannt. Hayden und sein Kollege Van den Boogaart setzten nicht auf den zeit- und kostenintensiven Nachweis des Malariaerregers selbst, sondern verfolgten einen anderen Ansatz: die Identifikation von spezifischen, von der Krankheit hervorgerufenen Veränderungen im Blutbild von Patienten. So vermindert sich bei Malariapatienten beispielsweise die Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten).

Das alleine würde für eine Diagnose nicht ausreichen. Durch die Kombination von 30 verschiedenen Werten konnten die Entwickler aber eine Art Daten-Fingerabdruck der Malaria erstellen, der es erlaubt, die Krankheit mit einer Sicherheit von 97 Prozent zu diagnostizieren. 2011 meldeten sie ein europäisches Patent an, das ihnen 2015 auch erteilt wurde.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Gemeinsam mit einem Siemens-Forschungsteam in Wien entwickelten sie einen malariaspezifischen Algorithmus für einen Blutscanner. Diese automatisierte Methode ermöglicht Untersuchungen mit hohem Durchsatz und geringeren Kosten als bisher.

"Die Erfindung des genialen Duos kann zum Gamechanger im Kampf gegen die tückische Krankheit werden", sagt Patentamtspräsidentin Mariana Karepova am Rande der Preisverleihung in Venedig. "Die beiden Forscher haben über den eigenen Tellerrand geschaut und verschiedene Wissenschaften miteinander verknüpft: Medizin und Informationstechnologie. Eine bemerkenswerte Fähigkeit und eine Leistung zu der ich den beiden gratuliere."

Vielfacher Autor und (Mit)Erfinder

Der heute 45-jährige Hayden, geboren in Steyr, studierte an der Universität Wien Biochemie, wo er 1999 auch promovierte und sich – nach einem Postdoc-Aufenthalt an der Harvard University – auch habilitierte. 2005 wechselte er an das IBM Forschungslabor Zürich und arbeitet seit 2007 bei Siemens Corporate Technology bzw. Siemens Healthineers. Dort beschäftigt er sich mit organischer Elektronik für die medizinische Bildgebung und in-vitro Diagnostik von Blutzellen.

Der Biochemiker ist Autor von mehr als 80 Publikationen und wird in knapp 100 Patentfamilien als Erfinder bzw. Miterfinder genannt. 2017 wurde er auf die Heinz-Nixdorf-Professur für Biomedizinische Elektronik an die Technische Universität München berufen. (red, 15.6.2017)