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Apple-CEO Tim Cook über Donald Trump: "wir sind dramatisch verschieden".

Foto: REUTERS/Stephen Lam

Der 2011 verstorbene Firmenmitgründer und Langzeit-CEO Steve Jobs spielt bei Apple noch immer eine große Rolle. Die "DNA" von Jobs sei immer noch die Basis von Apple, wie es sein Nachfolger Tim Cook nun in einem Interview mit "Bloomberg" formulierte. Was das ist? Aufmerksamkeit für Details, Einfachheit und der Fokus auf die User Experience.

Produkte müssen "unglaublich großartig sein"

Gute Produkte zu entwickeln sei nicht gut genug, sie müssten "unglaublich großartig sein", wie Jobs immer gesagt habe. Das könne man nur mit eigener proprietärer Technologie erreichen, da man nur so die Kontrolle über Qualität und User Experience habe. Wenn etwas nicht funktioniere, müsse man sich das aber auch eingestehen und nicht dogmatisch daran festhalten. Diese Grundeinstellung sei für Apple richtungsweisend wie die Verfassung der Vereinigten Staaten, so Cook. Und das soll auch noch in 50 oder 100 Jahren gelten, "wer auch immer dann CEO sein wird".

Für Beobachter war es überraschend, dass Apple den intelligenten Lautsprecher HomePod als Musikgerät präsentiert hat, während Amazon den Echo als Zentrale für das Smart Home bewirbt. Cook meint dazu, dass man mit Siri und Homekit auf iPhone und iPad ohnehin schon eine Steuerzentrale für zu Hause habe. Nutzer könnten damit Lampen und Thermostate steuern oder den Wecker stellen.

Musik sei diesbezüglich bislang etwas vernachlässigt worden, so der CEO. Auf die Frage, ob er glaubt, dass viele Leute einen Preis von 349 US-Dollar dafür zahlen wollen, meinte Cook, dass man diese Frage auch bei iPod, iPhone und iPad gestellt habe. "Wir haben ziemlich gute Erfahrungen damit, den Leuten etwas zu geben, von dem sie noch nicht wussten, dass sie es wollen."

Augmented Reality

Bezüglich der Zukunft von Augmented Reality (AR) meint Cook, dass er darüber so aufgeregt sei, dass er "schreien" könnte. AR wird direkt ins Betriebssystem iOS 11 integriert. Mit dem neuen AR-Kit können Entwickler Apps bauen, die alle Sensoren von iPhone oder iPad nutzen, um entsprechende Inhalte zu unterstützen. Wie sich das alles in Zukunft weiter entwickeln werde, könne aber selbst Apple noch nicht vorhersagen.

Den Vorwurf, dass Apple nicht mehr so innovativ wie früher sei, sieht Cook gelassen. Man müsse nicht unbedingt immer der Erste sein. Der iPod war nicht der erste MP3-Player, das iPad nicht das erste Tablet. Wenn man sich zu sehr damit befasst, welche Spielerei aktuell gerade angesagt sei, könne man schnell den Blick auf das Wesentliche verlieren.

Cook über Trump: "Amerika wichtiger als verdammte Politik"

In dem Interview wurde unter anderem auch das (für Apple) leidige Thema der Steuern angeschnitten. Dem Konzern wird seit vielen Jahren vorgeworfen, in der EU zu wenig Steuern zu zahlen. So verlangt die EU-Kommission eine Nachzahlung von13 Milliarden Euro in Irland. Cook hatte die Vorwürfe der EU dafür schon früher als "politischen Mist" bezeichnet. Gleichzeitig wird Apple dafür angegriffen, das Geld nicht in die USA zurückzuführen. Hier sieht Cook die Schuld an den hohen Steuern. Er sei zwar nicht grundsätzlich gegen die Besteuerung internationaler Gewinne, doch die Höhe der aktuellen Steuern sei "verrückt".

Über US-Präsident Donald Trump sagte Cook, dass er in Bereichen wie Immigration oder Klima nicht ansatzweise die gleichen Ansichten vertrete. "Wir sind dramatisch verschieden. Ich hoffe, dass es Bereiche gibt, wo das nicht der Fall ist. Sein Fokus auf Jobs ist gut", so Cook. Der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen war für ihr "sehr enttäuschend". Wenn er eine Möglichkeit sehe, das Thema noch einmal anzusprechen (Trump umstimmen zu können) werde er das tun. Er sei in keinem Beratungsgremium vertreten, aber Amerika sei für ihn "wichtiger als verdammte Politik". (red, 16.6.2017)