Im Wiener AKH werden vorerst keine Lungentransplantationen bei Patienten aus der Slowakei mehr durchgeführt. Dies berichtete die slowakische Nachrichtenagentur TASR mit Berufung auf das Gesundheitsministerium in Bratislava. Das Wiener AKH bestätigt. Der Grund dafür liege in einer Ablehnung von sogenannten "Twinning-Agreements" durch das Eurotransplant-Netzwerk.

"Bisher gab es eine vertragliche Grundlage, die sogenannten Twinning Agreements, mit der Slowakei (und mit anderen Ländern; Anm.), welche die Ausbildung eines slowakischen Ärzteteams zum Ziel hatte. Während der Vertragslaufzeit wurden die Patienten in Wien transplantiert, mit der Verpflichtung, für die Slowakei für Organspender im eigenen Bereich zu sorgen", hieß es in einer Stellungnahme des AKH in Wien.

Große Expertise

Speziell die Herz- und Lungentransplanteure an der Wiener Universitätsklinik im AKH haben jahrelang eine intensive Zusammenarbeit mit benachbarten osteuropäischen Ländern aufgebaut.

Am Wiener AKH befindet sich eines der größten Zentren für Lungentransplantationen weltweit. Der seit 1998 laufende Vertrag mit Wien sei im Mai ausgelaufen und werde nicht mehr verlängert, berichtete die slowakische Nachrichtenagentur. In den vergangenen 19 Jahren sei im AKH Wien insgesamt 67 slowakischen Patienten eine neue Lunge eingesetzt worden. In der Slowakei existiert kein spezialisiertes Zentrum für derartige Operationen. Derzeit stehe ein slowakischer Patient auf der Warteliste, der noch in Wien versorgt werden soll.

Die Slowakei verhandelt jetzt mit Tschechien, um das Transplantationsprogramm für ihre Bürger fortsetzen zu können. Künftig sollte der Eingriff für slowakische Patienten im Fakultätskrankenhaus Motol in Prag durchgeführt werden. Entsprechende Verträge stehen allerdings erst vor der Unterschrift.

Jährlich gibt es in der Slowakei rund zehn Patienten, bei denen der schwierige Eingriff einer Lungentransplantation indiziert ist. Für die Zukunft rechnet die Slowakei mit der Einrichtung eines eigenen Lungen-Transplantationszentrums im neuen Universitätskrankenhaus in Bratislava. Dieses befindet sich allerdings noch nicht einmal in Bau.

Großes Spender-Pool

Auf der anderen Seite sind alle österreichischen Transplantationszentren Mitglieder des europäischen Netzwerkes Eurotransplant mit Österreich, Belgien, Deutschland, Ungarn, Kroatien, Luxemburg, den Niederlanden und Slowenien als Teilnehmer. Über die Zentrale in Leiden werden Spenderorgane nach ausschließlich medizinischen Kriterien ausgetauscht. Das betrifft einen Raum von rund 135 Millionen Einwohnern. 2016 wurden in diesem Netzwerk Organe von rund 2.000 Spendern verwendet.

"Entsprechend den Regelungen von Eurotransplant erfolgt die Zuweisung von Spenderorganen an Patienten ausschließlich nach medizinischen Kriterien. Eurotransplant hat angekündigt, die Twinning Agreements nun nicht mehr zuzulassen, da ausreichend Zeit war die nationale Versorgung von Transplantationspatienten aufzubauen. Das AKH Wien kann keine eigenen Verträge ohne einer Grundlage von Eurotransplant abschließen und muss sich als Mitgliedsland von Eurotransplant an deren Entscheidungen halten", stellte man aufseiten der Wiener Klinik fest.

Im Eurotransplant-Vergleich lag Österreich mit 23,9 Organspendern pro Million Einwohner bei der Aufbringung von Organen nach Kroatien (35,8 pro Million Einwohner) und Belgien (28,4) im Jahr 2016 an dritter Stelle. Das war mehr als das Doppelte Deutschlands (10,1 Organspender pro Million Einwohner). (APA, 18.6.2017)