Auch die Republik Kongo hat einen Superman, der auch dem US-Helden zum Verwechseln ähnlich schaut.

Foto: Dig Up Productions

Wien – Auftritt für Superman, Batman und The Flash. Dabei möchte auch Spongebob nicht fehlen. Hier zumindest, in der Performance Congo Na Chanel der österreichischen Choreografin und Künstlerin Elisabeth Bakambamba Tambwe, deren Uraufführung im Performeum der Festwochen zu sehen ist.

Dass die US-Comic-Kultur bis nach Kinshasa reicht, ist nicht verwunderlich, denn mit ihren mehr als zehn Millionen Einwohnern ist die Hauptstadt der Republik Kongo eben eine Weltmetropole. Tambwe, deren Familie 1975 aus Kongo nach Frankreich übersiedelte, weist hier im Rahmen des Postkolonialismus-Themas der Festwochen auf die Geschichte ihres Geburtslandes hin.

Bis 1966 hatte Kinshasa noch Léopoldville geheißen, benannt nach dem belgischen König Leopold II. (1835–1909), der den Kongo auf brutalste Weise ausbeutete. Die Folgen dieses Vernichtungswerks wirken bis heute nach. Verstärkt werden sie noch durch den Raubbau an den Bodenschätzen des Landes durch westliche und mittlerweile auch chinesische Firmen.

Allegorien für die Ausschlachtung

Daher treten die Superhelden des Westens in Tambwes Arbeit als Allegorien für diese Ausschlachtung auf. In der Spongebob-Verkleidung, als Ausgeburt eines Monsters aus schwarzer Plastikfolie, verbirgt sich die Künstlerin selbst. Über einen Videofilm wird das Publikum durch Gassen und Straßen von Kinshasa geleitet. Eine europäische junge Frau in adrettem Kleid macht sich über den Kunstförderzirkus für Projekte in Afrika lustig. Und Prince Zeka sorgt als Aufheizer und Debattenpartner für Atmosphäre. Diese Performance entspringt einem anarchischen künstlerischen Geist, der genau weiß, was gerade wichtig ist. Absolut passend zu Tambwes bisheriger Werkbiografie.

Viel schwächer als dieser Kraftakt ist Chris Salters immersive Installation Haptic Field, in die ebenfalls im Performeum eingetaucht werden kann: mit großem theoretischen Hintergrund, mittlerem technischen Aufwand, aber geringem Erfahrungswert für das Publikum. (Helmut Ploebst, 16.6.2017)